Seit dem Sommer des letzten Jahres ist Beñat San José der Trainer der AS Eupen. Er hat seinen Weg nach einigen Anfangsschwierigkeiten gefunden. Der 41-jährige Spanier war in der Vergangenheit Trainer in Saudi Arabien oder auch in Südamerika.
Seit gut anderthalb Jahren lebt er am Stadtrand von Eupen und fühlt sich "wie zuhause". "Das ist etwas, was ich immer versuche, zu fühlen, wenn ich in einem anderen Land bin. Ich fühle mich vollkommen zuhause. Eupen ist nicht meine Heimat, aber ich fühle mich zuhause. Wenn ich irgendwo eins trinken gehe oder mit meiner Frau essen gehe, machen wir das immer in Eupen. Wir verbringen unser komplettes Leben in Eupen. Das mögen wir wirklich."
"Der Club ist familiär. Ich bin der Trainer - und der muss mit den Resultaten leben. Ich versuche, in gegenseitigem Respekt mit meinen Nachbarn zu leben und fühle mich total wohl in Belgien. So wie die Leute in Eupen leben, das ist ein bisschen so, wie ich es mag zu leben, ein bisschen ruhiger. Darum fühle ich mich wie zuhause".
Es ist aber nicht nur die Ruhe der Menschen, die der Spanier so mag. "Die Leute hier sind sehr respektvoll und gut erzogen. Wenn du jemanden nicht kennst, respektieren sie dich. Sie geben dir Raum, das empfinde ich als eine sehr gute Eigenschaft in der Region, so wie ihr alle seid. Wenn du dann jemanden besser kennen lernst, kann man gemeinsam lachen, es einfach gut zusammen haben - und das ist für mich ein wichtiger Punkt im Leben."
Bei seinen Stationen in der Vergangenheit war San José es mit seinen Teams gewohnt, Titel zu holen. Das sieht in Eupen ein wenig anders aus. "Ich musste meine Mentalität ändern. Ich habe vom ersten Tag an versucht, meine Siegermentalität weiterzugeben. Das passiert aber nicht in ein paar Monaten, dafür braucht es Zeit. Danach haben wir einen anderen Charakter auf dem Platz gezeigt."
Der Vertrag des Spaniers läuft zum Saisonende hin aus. San José kann sich aber vorstellen, längerfristig in Eupen etwas aufzubauen. "Mein Vertrag endet Juni 2021. Ich schaue natürlich von Woche zu Woche, von Spiel zu Spiel. Ich arbeite aber an einem längerfristigen Ziel, wenn der Club mit mir spricht und wir uns entscheiden, den Vertrag zu verlängern. Wenn wir irgendwann zurückblicken werden, werden wir feststellen, dass dieses Jahr ein wichtiges Jahr war."
Eines der Vorbilder als Coach für Beñat San José ist der verstorbene Johann Cruyff, der einst den großen FC Barcelona trainierte. Beñat San José ist noch bei der kleinen AS Eupen und möchte dort längerfristig etwas aufbauen. Die Ziele sind groß: "In fünf Jahren spielen wir Europa League. Das ist in dieser kurzen Zeit möglich. Wir haben jetzt gute Spieler geholt und brauchen etwas Zeit. Wir haben das Gefühl, dass wir ganz nah an den Top Ten sind."
"Der Traum Europa League kann eines Tages wahr werden. Das glaube ich wirklich." An diesem Traum wird in Eupen Tag für Tag gearbeitet. Die Realität sieht derzeit aber noch anders aus. Die AS will sich weiterentwickeln und Weiterentwicklung kann nur eine Richtung gehen. Rückschläge sind mit Sicherheit nicht ausgeschlossen. Vielleicht ist San José genau der Mann, der diese Vision mit der AS umsetzen kann.
Christophe Ramjoie