Damals wurde das Finale der Landesmeisterschaft noch mit einem Hin- und Rückspiel ausgetragen. In beiden Spielen gegen Ajax Lebbeke setzten sich die Eynattener durch. Als Sahnehäubchen gab es 2000 auch den Pokalsieg gegen Tongeren obendrauf. "Das war die tollste Saison mit der tollsten Mannschaft, die ich miterleben durfte", blickt der damalige Vereinspräsident Leo Roderburg zurück.
"Die Mannschaft und das tolle Umfeld haben mich geprägt", sagt Christian Hagemann, der insgesamt 21 Jahre beim HCE gespielt hat und im Jahr 2000 Kapitän der Mannschaft war. "Da zehre ich heute noch von. Es ist immer noch schön, wenn man Leute von damals trifft. Es war eine tolle Zeit mit einer super Stimmung."
Tag für die Ewigkeit
Das Rückspiel stieg am 10. Mai 2000 in Eynatten. "Die Halle war rappelvoll und es war noch kein einziger Fan von Lebbeke da. Ihr Bus hatte Verspätung, deshalb ist das Spiel auch später gestartet. Ich weiß noch, dass Guido Lausberg mit dem Mikrofon noch dazu aufgerufen hat, für die paar Leute aus Lebbeke Platz zu machen. So voll war die Halle noch nie gewesen, selbst nicht bei Derbys", erinnert sich Hagemann.
"Es ging los wie die Feuerwehr, wir sind gut gestartet. Dann hatten wir einen Durchhänger und irgendwann, wie meistens in dieser Saison, sind wir hintenraus enorm stark gewesen, hatten noch viel Kraft und haben das Potenzial voll ausgeschöpft. Wir haben sie wirklich niedergerungen. Das ist ein Tag, den ich nie vergessen werde."
Auch Mannschaftskollege Erik Wudtke erinnert sich gerne an diese Zeit, wenn auch die Erinnerung an die Meisterfeier schon am nächsten Tag ausgelöscht war, wie Wudtke schmunzelnd erzählt.
"Der mannschaftliche und menschliche Zusammenhalt war unheimlich stark. Wir haben nicht nur Trainingsabende in der Halle verbracht, sondern auch lange nach den Trainingseinheiten noch da gesessen. Wir haben viel über Handball gesprochen, aber auch über andere Dinge." Der Deutsche bezeichnet Eynatten noch heute als seine zweite Heimat.
"Wenn wir uns nicht untereinander so gut verstanden hätten, hätten wir nicht diesen sportlichen Erfolg gehabt", sagt auch Christian Hagemann. "Jeder Spieler ist in der Zeit noch zu einem viel besseren Spieler geworden - aus sportlicher Sicht, aber auch besonders aus menschlicher Sicht. Viel lief über den Mannschaftsgeist. Es hat einfach alles gepasst zwischen Spielern, Trainer und Vorstand."
Pim Rietbroek als Vorbild
Vater des damaligen Eynattener Erfolgs war der Niederländer Pim Rietbroek. Der Handballtrainer war in der Saison zuvor nach Eynatten gewechselt und feierte gleich in seiner zweiten Spielzeit in der Grenzgemeinde sein erstes Double. "Die Zeit mit Pim war für mich einer der ausschlaggebenden Momente, heutzutage als Trainer tätig zu sein", sagt Wudtke.
"Er war wie ein strenger Ziehvater für uns alle, der viel von uns gefordert hat, der uns aber auch extrem gefördert hat. Sein Umgang mit der Mannschaft, auch was Führung angeht, war eine super Erfahrung. Das hat mich bis heute geprägt." Als Trainer in Eynatten würde Wudtke gut passen, findet Leo Roderburg - "wenn er sich das denn antun würde", auch eventuell als Trainer einer Fusionsmannschaft mit Eupen.
Zukunftspläne
Denn um den Handball in Ostbelgien wieder auf ein höheres Niveau zu hieven, sollte über die Zukunft nachgedacht werden, findet Roderburg. "Ein Gedankenspiel: Wir könnten ein Ostbelgien-Team bilden, das von beiden Vereinen unterstützt wird, wobei beide unabhängig bleiben. Das Planspiel zum 1. April im GrenzEcho war gar nicht schlecht. Wenn man die nötige Manpower und die nötigen Finanzen mitbringen würde, wäre Ostbelgien vielleicht auch wieder im Spitzenhandball zu finden."
Wudtke geht noch einen Schritt weiter und denkt an eine Zusammenarbeit zwischen Vereinen in der gesamten Region. "Wenn man ein bisschen über den Tellerrand hinaus schaut und dieses leidige Konkurrenzdenken beiseite schiebt, auch mit Blick auf die aktuelle Coronazeit, dann wird eine Zusammenarbeit zwischen Vereinen über Grenzen hinaus zukünftig vielleicht ein gangbares Modell für die Region sein."
cr/km