Thierry Neuville fuhr die Testrunden in einem Opel Corsa Kitcar, den sein Bruder Yannick bei der Rallye am Samstag steuern wird. "So oder so wäre ich als Zuschauer dabei gewesen. Aber wenn ich schon die Gelegenheit habe, warum nicht am Shakedown teilnehmen?" sagte der vierfache Vizeweltmeister.
Thierry Neuville war 2010 als aufstrebender Fahrer schon bei der ersten Auflage der East Belgian Rallye in dieser Form dabei. 2014 konnte er die EBR gewinnen.
Neuville-Brüder mit Opel Corsa Kitcar
Bei der Rallye selbst wollte er nicht antreten, weil nächste Woche schon die Rallye Großbritannien auf dem Programm steht. "Die letzten Tage waren wirklich anstrengend", so Thierry Neuville, "aber hier beim Shakedown werden wir sicher viel Spaß haben ..."
Und da war der St. Vither nicht der einzige. Für andere, wie die Brüder Kevin und Marco Hommes, war der Shakedown zwischen Deidenberg, Amel und Born ein echtes Heimspiel: "Wir kommen aus Montenau. Das ist für uns etwas ganz Besonderes, sagte Kevin Hommes. "Leute aus der ganzen Gegend sind da, um uns anzufeuern."
Tobias Brüls im Peugeot 208 R2
Auch Tobias Brüls aus Weywertz genießt die East Belgian Rallye, weiß aber, dass sie auch eine Verpflichtung mit sich bringt: "Ein bisschen Druck hat man da schon, zumal alle Sponsoren auch hier sind. Aber ich lasse mich nicht verrückt machen", sagte der 24-Jährige, dem inzwischen Daniel Arens als Beifahrer zur Seite steht. Letztes Jahr, mit Armani Hepp, war Tobias Brüls ein souveränes Rennen gefahren. "Vielleicht werden wir morgens ein bisschen vorsichtiger starten als letztes Jahr."
Auch beim Shakedown wollte sich Brüls, der mit seinem Peugeot 208 R2 den Sieg in der Juniorenklasse anpeilt, nicht übernehmen: "Heute geht es darum, ein Gefühl fürs Auto zu entwickeln. Ich hatte nicht vor, voll ans Limit zu gehen. Das hebe ich mir für Samstagmorgen auf."
Seit jeher rallyeverrückte Gegend
Beim ersten Start um 17 Uhr waren zwar viele noch nicht von der Arbeit zurück, aber schnell füllte sich die Wiese "Im Tömmel" - trotz des zunächst strömenden Regens. Aber rallyeverrückt war die Gegend immer schon, wie in der Zeit der "Zwölf Stunden von Ostbelgien" von 1959 bis 1978. Später machten die Boucles de Spa gerne mal einen Schlenker nach Ostbelgien, abgelöst für ein paar Jahre von der Ardenne Bleue, die am Ende schon East-Belgian-Rallye hieß. "Im Jahr 2010 haben dann unter dem Impuls des RACB der TAC aus Tielt und der AMC St. Vith diese Rallye neu aufleben lassen", rekapituliert AMC-Präsident Herbert Simon.
Seitdem fährt sie ausschließlich in den fünf Eifelgemeinden. Erstaunlich, wie das zwischen zwei geographisch so weit auseinanderliegenden Automobilclubs funktionieren kann. "Die Ehe hält", amüsiert sich Herbert Simon, "und es wird von Jahr zu Jahr besser." Er sagt aber auch, dass es nicht einfach sei, eine Rallye zu organisieren, auch wegen der Kosten und der Verantwortung.
Hommes-Brüder mit VW Polo R5 zufrieden
Die Fahrer wissen den Aufwand zu schätzen. "Die Organisatoren haben in den letzten zehn Jahren eine hervorragende Arbeit gemacht", lobt Thierry Neuville, "das Starterfeld wird immer besser."
Kevin Hommes können die durchwachsenen Wetteraussichten die Vorfreude auf die East Belgian Rallye nicht verderben - so zufrieden ist er mit dem leistungsstarken VW Polo R5, den er beim Rennstall BMA angemietet hat: "Das ist das erste Auto, wo ich mir eigentlich Regen wünsche. Trockenes Wetter ist natürlich für alle besser, auf jeden Fall für die Zuschauer ..."
Aber die können sich notfalls ja mit Regenjacken oder Schirmen ausrüsten. Auch in dieser Hinsicht war der Shakedown ein guter Testlauf.
Die East Belgian Rallye am Samstag ist der vorletzte Lauf zur Belgischen Meisterschaft. Insgesamt zwölf Wertungsprüfungen führen dann in drei Schleifen durch die Eifelgemeinden.
Stephan Pesch