Es ist kurz nach 19 Uhr, als die Spieler des RFC Raeren-Eynatten geschlossen aus der Kabine kommen und sich auf den Trainingsplatz begeben. Für die kommenden zwei Stunden hat Trainer Jonathan Negrin ein eher spielorientiertes Training vorbereitet.
Die Stimmung bei den Spielern ist dementsprechend sehr gut, aber auch beim Trainer und bei den Verantwortlichen des Vereins herrscht momentan gute Laune, denn der Saisonstart rückt endlich näher. Präsident Walther Collubry kann es fast schon nicht mehr abwarten. "Ich freue mich auf den 25. August, wenn es endlich los geht. Die Vorbereitung war ja doch ziemlich lange. Wir haben letzte Saison zwei Wochen früher angefangen. Die Freude ist groß und wir wollen endlich wissen, wo wir stehen."
Nie zuvor war in Raeren die Aussage "Wir wollen endlich wissen, wo wir stehen" so aussagekräftig wie in dieser Saison. Denn in der Tat startet der RFC durch den Aufstieg in einer Liga der Ungewissheit. Zum ersten Mal geht es für den Verein in die Nationalklasse, mit neuen Gegnern, neuen Plätzen und mit einer zumeist noch höheren Qualität an Fußball als in der ersten Provinzklasse.
Die Vorbereitung auf die Saison ist für den Verein und für Präsident Walther Collubry dementsprechend auch intensiver als in den vergangenen Jahren. "Wir haben den Kader etwas verstärkt. Wir haben die Spieler, die weggegangen sind, mehr als ersetzt und der Trainer hatte natürlich Kontakte zu anderen Trainern in der D3. Der hat sich informiert und man erfährt ja auch einiges über die Presse."
"Wir hatten das Glück, jetzt drei Pokalspiele auf Landespokal-Ebene zu spielen, das ist viel besser als Freundschaftsspiele. Zwei haben wir erfolgreich bestreiten können und das Dritte war ja auch Unentschieden nach 90 Minuten. Das war quasi die beste Vorbereitung, die man sich denken konnte", sagt Collubry.
Vor allem im dritten Spiel des Landespokals machte der RFC Raeren-Eynatten auf sich aufmerksam. 2:0 stand der RFC zur Pause vorn, gegen Dessel, eine Mannschaft aus der 1. Division Amateure. Am Ende konnte der haushohe Favorit zwar noch zum 3:3 ausgleichen, das anschließende Elfmeterschießen gewinnen und damit eine Runde weiter kommen, doch Raeren-Eynatten wirkte im Spiel ebenbürtig und schied erhobenem Hauptes aus.
Die Euphoriewelle der letzten beiden Saisons, in denen der Verein das Verlieren fast schon verlernt hatte, bricht also nicht ab und der RFC geht mit breiter Brust in die kommende Saison. Bleibt nur die Frage offen: Ist diese Euphorie für Raeren-Eynatten nun Fluch oder Segen? "Wir sollten jetzt auf jeden Fall auf dem Boden bleiben. Ich glaube aber, die Mannschaft ist reif genug, um das zu tun, um das auch richtig einzuschätzen", sagt Kapitän Jeremy Bong.
"Wir werden uns da nicht überraschen lassen. An die Meisterschaftsspiele werden wir konzentriert herangehen. Wir wissen, welche Aufgaben uns bevorstehen, und wir wissen auch, dass wir nicht unbedingt als Favorit gelten und dementsprechend werden wir auch an die Sache herangehen." Bodenständige Töne von Jeremy Bong, der schon seit einigen Jahren für den RFC auf dem Platz steht und die Entwicklung der Mannschaft in den letzten Jahren miterlebt hat, zwei Aufstiege inklusive.
"Es ist auf jeden Fall ein weiterer Schritt in der Entwicklung von der Mannschaft und vom Verein. Aber auch persönlich gesehen: Ich habe in der zweiten Provinzklasse angefangen, dann sind wir nach einem Jahr aufgestiegen in die erste Provinzklasse, haben dann sechs Jahre dort gespielt. Wir freuen uns jetzt einfach, das Erlebnis oder die Erfahrung in der D3 zu machen, und sind bereit dafür."
Das Erlebnis startet dann kommenden Sonntag direkt gegen einen anderen Aufsteiger aus der ersten Provinzklasse, Rochefort. Für Präsident Walther Collubry sollen zu Hause dann möglichst direkt drei Punkte eingefahren werden, damit sein angestrebtes Saisonziel kein Wunschdenken bleibt: "Ich sehe uns im Mittelfeld und ich hoffe auf einen einstelligen Tabellenplatz."
Der RFC Raeren-Eynatten startet in eine Saison, in der es an sich nichts zu verlieren gibt. Der Verein zeigt sich zufrieden mit der Vorbereitung auf die Saison und es herrscht ein Gefühl von Euphorie, gepaart mit einer gesunden Bodenständigkeit, mit einer Mannschaft, deren Grundgerüst unter Trainer Jonathan Negrin seit einigen Jahren konstant ist und die nun an den richtigen Stellen weiter verstärkt wurde.
Am Ende bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten, wie die Mannschaft mit möglichen Niederlagen umgehen kann, nach den siegesverwöhnten letzten Jahren. Denn wenn der Spaß am Wochenende beim Spiel, aber eben auch in der Woche beim Training, verloren geht, sind die Freuden des Aufstiegs in der vergangenen Saison schnell vergessen.
Trotz alledem lässt sich mit Sicherheit sagen: Raeren-Eynatten ist in die dritte Division Amateure gekommen, um zu bleiben.
Robin Emonts