Der sportliche Erfolg des Projekts aus Katar hat aber auch eine Kehrseite. Die Zuschauerzahlen sind im Sinkflug und Identifikation der Fans mit dem Verein fällt trotz zahlreicher Initiativen schwer. Wie kann sich eine Region mit einem Fußballverein identifizieren, der in der Fußballwelt im allgemeinen als Projekt betrachtet wird? Kann es echte Liebe zu einem Verein geben, der sich als Projekt sieht in einem großen, katarischen Konstrukt, das sich in der Öffentlichkeit ohnehin schwer tut?
Seit mittlerweile sieben Jahren sind die Katarer in Eupen am Ruder. Unzählige Spieler haben den Verein in der Zwischenzeit passiert. Galions- bzw. Identifikationsfiguren hat es in dieser Zeit nur wenige gegeben. Mit Luis Garcia und Hendrik van Crombrugge haben zwei Leuchttürme nun dem Projekt den Rücken gekehrt. Garcia ist schon weg, bei van Crombrugge scheint es eine Frage von Wochen, wenn er seinen neuen Verein präsentieren wird.
All das macht die Sache für die nächste Spielzeit nicht leichter. Nachfolger zu finden wird sicher nicht einfach. Zwar hat der Verein mit Claude Makelele einen Trumpf auf der Bank sitzen, um Spieler anzulocken. Bei den Fans tut sich der ehemalige Weltstar immer noch schwer.
Das "Projekt" ist ein wenig flügellahm geworden. Die Football Dreams, also die Fußballträume, werden nicht unbedingt in Eupen geträumt. Bis auf kleinere kosmetische Korrekturen, hat sich an der Infrastruktur am Kehrweg in den letzten sieben Jahren wenig getan. Der Kader ist jedes Jahr aufs Neue eine Großbaustelle, bei der immer wieder die Frage aufkommt, wie lange der Traum vom anspruchslosen Erstligafußball in Eupen weiter geträumt werden kann.
Die Ambitionen des Vereins werden nie zu hoch gestochen sein. Ambitionen und Fortschritt braucht jedes Projekt, um weiter interessant zu sein. Kontinuität, statt jedes Jahr aufs Neue bei Null zu beginnen, wäre vielleicht ein Ansatz.
Christophe Ramjoie