Bisher beschränkte sich seine Erfahrung auf ein paar Runden im Kart. Bei seinem ersten Rennen im Crosscar, in der Junior-Meisterschaft für Zwölf- bis 18-Jährige, trat Tom Heindrichs aus Hünningen bei St. Vith dann direkt auf der großen Bühne auf: in Spa-Francorchamps im Rahmenrennen der Rallycross-Weltmeisterschaft.
Der Halbbruder von Thierry Neuville erhielt direkt die Möglichkeit, zu beweisen, ob er Rückschläge so schnell wegsteckt wie der große Bruder. Denn im ersten Qualifying verkeilte sich ein Stein unter dem Gaspedal, er musste sein Crosscar (ein #TN5 von der Firma seiner Brüder Thierry und Yannick Neuville) im Raidillon abstellen. In den beiden nächsten Qualifying-Rennen kam Tom Heindrichs dann jeweils auf Platz drei von fünf.
Und beim großen Finale vor etwa 4.000 Zuschauern war dann die Nervosität deutlich zu spüren. Das Resultat: ein Frühstart bei gleich zwei von den fünf Fahrern, auch bei Tom Heindrichs. "Ich war am Start so nervös. Da hat man so viel Adrenalin, da macht man auch mal einen Fehler."
Durch den Frühstart musste der 15-Jährige zwei Mal anstelle von einem Mal durch die "Joker-Lap", den Teil der Strecke, der mehr Zeit kostet. Und trotz dieses Nachteils fuhr Tom auf den dritten Platz. Beinahe hätte er in der letzten Runde sogar noch Platz zwei erobert. "Ja, aber da war ich dann übermotiviert und wollte zu viel. Ich bin rausgeraten und am Ende ist es der dritte Platz geworden."
Ein Treppchen beim allerersten Auftritt auf der Motorsport-Bühne, damit hat Tom Heindrichs seine Feuertaufe bestanden. "Ein geiles Gefühl. Das war mit Abstand mein bestes Rennen. Aber ich ärgere mich trotzdem ein bisschen, denn der zweite Platz wäre drin gewesen. Vielleicht sogar der erste." Die Gelegenheit dazu gibt es beim nächsten Rennen in Valkenswaard am 23. Juni.
Alain Neuville: Natürlich erstmal ein Schock
Die Neuigkeiten von der Rallye Chile verbreiteten sich auch rasend schnell im Paddock in Spa. Für die Familie von Thierry Neuville gab es nach dessen Unfall ein paar bange Minuten, wie Vater Alain erklärt. "Ich habe im Live-Ticker gelesen, dass er sich überschlagen hat. Das war natürlich in dem Moment ein Schock. Und dann sieht man diese ersten Bilder aus der Luft und dass Nicolas am Auto steht und reinschaut. Wir dachten, dass Thierry noch im Auto ist!"
"Ich habe dann Kontakt aufgenommen mit Hyundai, die uns bestätigt haben, dass beide aus dem Auto ausgestiegen sind. Da wussten wir dann, dass alles soweit okay war. So etwa 20 Minuten später – ich denke dort, wie sie waren, war kein Netz - hat Thierry uns selbst geschrieben, dass es ihnen soweit gut geht, dass er nur eine kleine Verletzung am Bein hat."
"Heute kann ich grünes Licht geben: Alles in Ordnung. Ich habe heute Morgen mit ihm geschrieben, er hat noch Schmerzen im Bein und im Fuß und ein bisschen Druck im Kopf. Aber wer das Video gesehen hat, kann sich vorstellen, dass da heute noch leichte Schmerzen sind."
"Ich denke nicht, dass der Unfall weitere Auswirkungen haben wird. In drei Wochen ist die Rallye Portugal und nächste Woche hat er schon die nächsten Tests. Es ist gut, dass es direkt weitergeht. Aber es wird kein Problem sein, das machen die Jungs schon. Das ist ihr Beruf. Und sie kommen noch stärker zurück."
Katrin Margraff