Michael Rösch, der Wahl-Belgier und Olympiasieger von 2006, will seine Karriere als aktiver Biathlet nach dem Weltcup-Rennen in Ruhpolding aufgeben. Rösch, der seit 2014 für den belgischen Biathlon-Verband an den Start ging, hört damit also früher auf als erwartet.
Auch auf Seiten des Biathlonverbands war der Rücktritt von Rösch etwas überraschend. "Wir hatten eigentlich vor, mit Michael Rösch langfristig noch bis Olympia 2022 zu planen. Nach Olympia in Pyeongchang hatten wir diesbezüglich ein längeres Gespräch, bei dem es hieß, dass er noch bis zur WM 2020 in Antholz mitmachen und dann von Jahr zu Jahr planen möchte", sagt Verbandspräsident Philippe Heck.
"Jetzt müssen wir diese Nachricht erstmal verarbeiten." Klar sei aber, dass der Biathlon in Belgien auch nach der Karriere von Michael Rösch weitergehen soll, so Heck.
Für die Staffel-Wettbewerbe steht der gebürtige Sachse noch bis zum Ende der Saison zur Verfügung. "Michael Rösch ist sich bewusst, welche Rolle er gespielt hat und weiter spielen muss. In unseren Gesprächen hat er sich bereit erklärt, die Staffelrennen dieses Jahr noch zu machen, d.h. er wird auch den Staffellauf in Ruhpoldung noch machen."
Auch beim Staffellauf in Canmore und Östersund will Rösch noch an den Start gehen - vorausgesetzt es kommt nichts dazwischen, denn Anfang März erwarten Rösch und seine Lebensgefährtin ihr erstes Kind. "Er will natürlich nicht die Geburt verpassen, aber wenn mit seiner Lebensgefährtin und dem Kind alles gut geht, dann wird er bei der Staffel in Canmore und Östersund noch dabei sein", sagt Heck.
Das Karriereende kam für viele überraschend, denn das große Ziel lautete ursprünglich Olympia 2022. Der BRF hat Michael Rösch am Rande des Weltcups in Oberhof erreicht. "Ich habe nicht eine Sekunde geschlafen heute Nacht", gibt Rösch zu: "Um 5 Uhr habe ich noch Instagram-Posts gemacht und die Kommentare auf Facebook gelesen. Es war ein sehr emotionaler Tag gestern, der sehr viel Kraft gekostet hat."
Auch wenn viele Tränen geflossen sind, habe er seine Entscheidung nicht schon einen Tag nach der Bekanntgabe bereut. "Ich habe mir das ja länger überlegt. Die Entscheidung kommt ja nicht erst seit gestern. Ich habe einfach 'pro Familie' entschieden und bin damit sehr zufrieden. Aber ich brauche noch ein bisschen Zeit, das zu verdauen", so Rösch. Entscheidend war wohl auch die Erkenntnis, dass Rösch nicht mehr die Leistungen einfährt, die er noch vor zwei Jahren schaffte.
Trotzdem will Rösch das belgische Biathlonteam weiter unterstützen. Ziel ist es, Belgien bei den Olympischen Spielen 2022 vier Startplätze zu sichern, um dann auch in der Staffel an den Start gehen zu können. Das Potential dazu sei jedenfalls gegeben, schätzt Rösch. Gegebenenfalls würde er für die Staffel sogar selbst noch einmal starten: "Es ist ein Rücktritt als Profisportler, aber ich stehe Gewehr bei Fuß, die Staffel zu unterstützen. Wenn alles passt, dann spring' ich ein."
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