Das 25-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps bildet den Höhepunkt der Saison. Einer der Stars ist der ehemalige Radprofi Tom Boonen, der nach dem Ende seiner Karriere von zwei Rädern auf vier umgestiegen ist. "Ich habe mein ganzes Leben gerne Autorennen gesehen. Ich bin als Kind schon mit meinem Großvater und meinem Vater an der Strecke gewesen, habe mich immer für Rennautos und Mechanik interessiert."
"Schon vor dem Ende meiner Radkarriere bin ich viel auf Rennstrecken gefahren - allerdings keine Rennen. Ich habe gewartet, bis meine Radkarriere vorüber war. Und dann bin ich ein paar Wochen später mein erstes Rennen gefahren, nachdem ich meine Rennlizenz gemacht hatte. Ich bin die Euro-Nascar-Serie, die Belcar-Meisterschaft und noch ein paar andere Rennen gefahren". Zu diesen anderen Rennen zählt dieses Jahr, wie auch schon 2017, das 25-Stunden-Rennen in Francorchamps.
Boonen wollte unbedingt wieder dabei sein. "Es ist eine tolle Veranstaltung. Ich habe letztes Jahr zum ersten Mal teilgenommen. Eben kam noch ein Australier, um mich um ein Foto zu bitten. Da habe ich mir gesagt: Australien! Es ist echt ein breites Teilnehmerfeld. Die Menschen kommen aus der ganzen Welt, um hier mitmachen zu können. Es ist eine sehr freundschaftliche, familiäre Atmosphäre und eine der einzigen Veranstaltungen, bei der die ganze Familie mitkommt."
Cap 48 auch beim Fun Cup
Die besondere Atmosphäre beim VW Fun Cup ist auch für Arnaud Van Schevensteen ausschlaggebend. "Es ist ein wunderbarer Mix aus großen Fahrern und Amateuren. Uns alle verbindet die Liebe zum Automobilsport. Der Fun Cup ist das demokratischste Autorennen und für alle zugänglich. Das Rennen hat seinen Namen wirklich verdient!"
Arnaud Van Schevensteen weiß, wovon er spricht. Als Kind wurde ihm das linke Bein amputiert. Das Handicap hat ihn jedoch nie davon abgehalten, sportliche Herausforderungen anzugehen. Der Brüsseler hat den Mont Blanc und den Kilimandscharo bestiegen und fährt leidenschaftlich gerne Autorennen.
"Mein linkes Bein ist amputiert, zum Glück möchte ich fast sagen. Mit dem rechten Bein kann ich Gas geben und bremsen. Wir haben heute Paddle Shifts am Lenkrad, um zu schalten. Also kann ich ganz normal fahren. Einziger Unterschied: Ich sitze durch das fehlende Bein nicht ganz so stabil und bin anders im Sitz festgeschnallt. Ansonsten bin ich ein Rennfahrer wie jeder andere."
Arnaud Van Schevensteen fährt den Boliden mit der Nummer 48 - für Cap 48, die Solidaritätsaktion der RTBF. Er teilt das Auto mit dem querschnittsgelähmten Lionel Vandercam, Profirennfahren wie Vanina Ickx und Eric Vandepoele und Stars aus Film und Fernsehen.
Ostbelgier im Feld
Insgesamt sind mehr als 100 Autos und knapp 500 Fahrer aus 18 Nationen beim 25-Stunden-Rennen am Start. Darunter sind auch Ostbelgier wie Reiner Weisshaupt aus Eupen. Er fährt seit 2007 VW Fun Cup. "Olle Plastikkäfer, könnte man meinen. Aber die Dinger haben es faustdick hinter den Ohren. Man kann die Fahrzeuge zu 150 Prozent fahren. Und dementsprechend wird auch hier gefahren. Es ist eigentlich ein 25-Stunden-Sprint."
"Die ersten 30 bis 40 Fahrer haben wirklich ein wahnsinnig gutes Level. Da fahren auch teilweise Profis mit, die sind mitunter nicht schneller als die Cracks hier aus der Serie. Die 50 ersten Autos im Qualifying lagen innerhalb von drei Sekunden. Für eine Strecke von sieben Kilometern Länge ist das nicht schlecht!"
Auch wenn es Fun Cup heißt und viel Wert auf das Drumherum gelegt wird, es ist und bleibt also ein echtes Rennen. Die Autos sehen zwar aus wie VW Käfer, darunter stecken aber waschechte Rennwagen mit Zweiliter-Vierzylinder und 180 PS bei weniger als 800 Kilo.
"Das hat nichts mit einem Käfer zu tun. Es ist nur eine GFK-Hülle in Käferform. Dadrunter ist eine Rohrrahmenkonstruktion, praktisch aneinandergeschweißte Stahlrohre. Das ganze Auto ist ein Stahlkäfig, dadrin sitzt die Mechanik. Es ist eigentlich die Art und Weise, wie früher Rennautos gebaut wurden", erklärt Weisshaupt.
"Der Vorteil bei dieser Technik: Die Autos sind leicht zu reparieren. Wenn man mal irgendwo gegen knallt, dann fällt die Plastikhülle davon wie die Eierschale vom Ei. Dann geht das Ding zurück an die Box, wird zusammengeschustert, geschraubt und getackert und dann fährt es weiter."
Mitfahrgelegenheiten
Reiner Weisshaupt teilt sich seinen Renner #378 dieses Jahr mit Michael Hansen, Tim Sommerlath und Xavier Mezquita. Für das 25-Stunden-Rennen sind zwei weitere Fahrer hinzugekommen.
Und dann sind da ja noch die knapp 40 Beifahrer, denn das Team tritt in einem Zweisitzer an. Da dürfen Passagiere jeweils ein paar Runden mitfahren - auch mitten in der Nacht. Bei Reiner Weisshaupt steigen unter anderem Mitarbeiter aus seinem Maschinenbau-Unternehmen ins Auto. "Ich habe sechs Mann aus meinem Betrieb eingeladen und den Jungs eine Freunde gemacht. Es sind alles junge Leute und die sind verrückt genug, nachts zu kommen."
Ein großartiges Rennen, das nicht nur Hobbyfahrern ermöglicht, mit Profis gemeinsam auf die Strecke zu gehen, sondern das auch noch Motorsportfans erlaubt, als Beifahrer mitzufahren und wirklich mittendrin zu sein statt nur dabei.
Kollision wirft #378 zurück
Für die Ostbelgier ist anders als beim letzten Rennen in Zandvoort in Francorchamps am Ende kein Podiumsplatz drin. "Bei meinem Nacht-Stint ist mir gegen 2 Uhr einer in der letzten Schikane vor Start und Ziel in die rechte Hinterachse gefahren. Der hat leider viel zu spät gebremst. Dadurch wurde die Hinterachse stark beschädigt", erklärt Michael Hansen.
"Wir mussten dann abgeschleppt und zurück in die Box gebracht werden. Da haben wir den Schaden reparieren können. Aber das Ganze hat etwa 45 Minuten gedauert, deshalb sind wir weit zurückgefallen." Nach 25 Stunden kam das Auto mit der Nummer 378 auf dem 13. Platz in der Klasse der Zweisitzer und Gesamtrang 83 ins Ziel.
Gesamtsieger wurde erneut das Allure-Team. In der #277 kamen Guillaume Mondron, Cédric Bollen, Sébastien Kluyskens, Gilles Debrus und Fred Bouvy mit vier Runden Vorsprung ins Ziel. Für das Allure-Team ist es der vierte Sieg in fünf Jahren.
Teufel-Fieber: Bierfontäne an der Rennstrecke
Auch an der Rennstrecke von Spa-Francorchamps ist Freitagabend Fußball geschaut und gejubelt worden. Wegen des Belgien-Spiels hatten die Veranstalter des VW Fun Cups extra den letzten Teil der Qualifikation, die "Super Pole", abgesagt.
"Ich habe die zwei letzten Public Viewings an der Bergstraße gesehen, da war eine Megastimmung. Viele Eupener waren da, ich glaube knapp 3.000 Mann. Hier waren etwa 1.000, schätze ich. Direkt am Raidillon, am 'Arbre qui tue', das ist diese Holzbude", erzählt Reiner Weisshaupt.
"Die Stimmung war dieselbe - aber ich habe wohl noch nie so eine Bierfontäne gesehen. Das haben sie in Eupen noch nicht hinbekommen. Als hier das Match abgepfiffen wurde, da flogen alle Bierbecher hoch. Und alle waren komplett nass. Ein schönes Erlebnis."
Katrin Margraff
Hallo,
da ich seit vielen Jahren schon ein Fan des VW Fun Cups bin, würde ich
sehr gerne einmal die Gelegenheit bekommen mitfahren zukönnen.
Ich würde mich sehr freuen wenn es irgend eine Gelegenheit geben
würde um mitzufahren.
MfG
Norbert Bräuniger