Roberto Martinez veränderte seine Aufstellung auf zwei Positionen: Chadli und Fellaini begannen für Carrasco und Mertens. Kompany stand trotz seines eher schwachen Comebacks im Achtelfinale gegen Japan erneut in der Basis. Brasiliens Trainer Tite veränderte sein Team ebenfalls auf zwei Positionen. Casimero fehlte wegen einer Gelbsperre, Felipe Luis startete von der Bank.
Belgien startete mutig und hatte bereits in der zweiten Minute eine Chance aus der Distanz durch Kevin de Bruyne. Sein Schuss aus gut zwanzig Metern ging knapp rechts neben das Tor. Die Teufel hatten in der achten Minute Glück, als Thiago Silva per Oberschenkel den Ball nur an den Pfosten lenkte nach Ecke von Neymar. Die Teufel antworten mit einem Konter. Chadlis Schuss verfehlte aber das Ziel.
Nach dreizehn Minuten stießen die Belgier erneut vor. Fellainis Schuss wurde zur Ecke geklärt. Bei der anschließenden Ecke lenkte Fernandinho den Ball ins eigene Tor. Ein kollektiver Jubelschrei war im ganzen Land auszumachen!
Brasilien brauchte nicht lange, um sich von dem Schock zu erholen und antwortete mit einem Distanzschuss von Coutinho in der 19. Minute. Die Partie war ein toller Schlagabtausch. Wenig später zauberte Hazard und brachte den Ball zu Meunier. Der Schuss des PSG-Spielers konnte im Strafraum abgeblockt werden.
Belgien übernahm die Oberhand. Zwei Minuten brannte es erneut lichterloh im brasilianischen Strafraum. Lukaku hatte sich den Ball aber etwas zu weit vorgelegt. Die Seleçao brauchte wieder ein Weilchen, um zu antworten. Marcelo versuchte es mit einem flachen Schuss aus der Ferne. Courtois war zur Stelle.
Belgien lauerte auf Konter und führte einen solchen fast schon mit chirurgischer Präzision in der 31. Minute aus. Via Lukaku landete der Ball bei de Bruyne, der hart und präzise unten links im brasilianischen Tor versenkte. 2:0. Der erste Treffer für de Buyne bei dieser WM, der in der offensiveren Rolle befreit wirkte. Der Jubel und der Glaube ans Halbfinale wuchsen im ganzen Land weiter an.
Brasilien schien nun doch geschockt. Belgien stellte um auf Viererkette. Die Seleçao kam zu Chancen durch Gabriel Jesus per Kopf. Der setzte drüber. In der 37. Minute fälschte Meunier einen Schuss von Marcelo gefährlich ab. Courtois rettete per starkem Reflex. Courtois tauchte auch beim anschließenden Schuss von Couthino herrlich ab und bewahrte Belgien vor dem Anschlusstreffer mit einer herrlichen Parade.
Die Brasilianer wollten den Ausgleich noch vor der Pause erzwingen, fanden gegen die starke belgische Abwehr aber keine Lücke. De Bruyne setzte noch ein Ausrufezeichen in der 41. Minute. Sein Freistoß verlangte Alisson im brasilianischen Tor alles ab. Belgien konnte die Führung bis zur Pause wahren.
Brasilien wechselte zur Pause: Willian blieb in der Kabine, dafür kam Roberto Firmino, um die Offensive der Brasilianer zu verstärken. Alderweireld sah nach Beginn des zweiten Durchgangs die erste Gelbe Karte für die Belgier. Für ihn bestand aber keine Gefahr der Sperre beim möglichen Erreichen des Halbfinales. Die belgische Abwehr wirkte sicher, auch Kompany schien wie verwandelt im Vergleich zum Spiel gegen Japan.
Schrecksekunde in der 56. Minute nach Einsatz von Kompany gegen Gabriel Jesus. Für die Videoschiedsrichter war der Einsatz des City-Spielers aber sauber. Brasilien erhöhte den Druck, Belgien konterte. In der 62. Minute hatte Hazard den dritten belgischen Treffer auf dem Fuß. Der Schuss des Chelsea-Spielers ging rechts unten am Tor vorbei. Der Kopfschüttelfaktor bei den Brasilianern stieg an. Unterdessen gab es in der 71. Minute die nächste Gelbe Karte, die diesmal aber Konsequenzen für Thomas Meunier haben sollte, denn es war seine zweite in diesem Turnier.
Brasilien kämpfte gegen die Niederlage an. Courtois wehrte sich zunächst noch erfolgreich. Bis zur 75. Minute, als auch Belgiens Schlussmann beim Kopfball von Renato Augusto chancenlos war. 2:1.
Brasilien schöpfte wieder Hoffnung und beinahe hätte Renato Augusto seine freie Bahn in der 81. Minute zum Ausgleich genutzt. Glück für Belgien, dass der Schuss daneben ging. Martinez verstärkte die Abwehrreihe mit Thomas Vermaelen und nahm Chadli vom Feld. Brasilien blieb gefährlich. Couthino setzte das Leder in der 84. Minute neben den belgischen Kasten.
Es wurde nun eine Zitterpartie, war diese WM doch bislang für späte Entscheidungen bekannt. Fünf Minuten gab es oben drauf. Mit den Fingerspitzen verhindert Courtois in der 94. Minute den Ausgleich durch Neymar. Das war es. Belgien steht im Halbfinale. Historisch und einfach nur wahnsinnig!
Am Dienstag treffen die Roten Teufel in St. Petersburg im Halbfinale auf Frankreich. Los geht es um 20 Uhr.
Christophe Ramjoie