Yerime Sylla wich auch beim letzten Qualifikationsspiel nicht vom risikoreichen Zusatzspieler im Angriff und dem damit verbundenen Verzicht auf den Torwart ab. Die Quittung gab es bereits nach etwas mehr als drei gespielten Minuten, als die Roten Wölfe bereits mit 0:4 zurück lagen. Die Wölfe taten sich gegen die starke Abwehrreihe der Norweger schwer und leisteten sich viele Fehler.
Nach 5 Minuten und 23 Sekunden war es Damian Kedziora, der von der Siebenmeter-Linie aus den ersten belgischen Treffer erzielen konnte (1:5). Thomas Cauwenberghs verkürzte danach auf 2:5.
Die einfachen Ballverluste im Spielaufbau rissen aber nicht ab, so dass Norwegen nach zehn Minuten wieder den alten Fünf-Tore Abstand herstellen konnte. Norwegen machte weiter im Anfangselan und zog erst einmal weiter davon. Der zweite erfolgreiche Kedziora-Siebenmeterwurf brachte den Stand auf 5:10. Wie gewonnen, so zerronnen. Mitte des ersten Durchgangs führte der Vize-Weltmeister mit 12:5.
Bartosz Kedziora trat in der 17. Minute als Passgeber für Ooms in Erscheinung, der auf 6:12 verkürzen konnte. Zwei Minuten später dann das erste Tor des jüngeren Kedziora (8:13).
Hohe Fehlerquote
Licht und Schatten wechselten sich ab bei den Wölfen. Die Fehlerquote im Angriff blieb zu hoch, um Norwegen wirklich ernsthaft in Gefahr zu bringen. Beim Stand von 15:20 ging es in die Kabinen.
Nach dem Seitenwechsel blieben die Kräfteverhältnisse zunächst ähnlich. Die nach wie vor hohe Fehlerquote im Aufbau erleichterte es Norwegen, bis zur 41. Minute auf neun Tore davon zu ziehen (19:28). Norwegen ließ nicht nach und erteilte den Wölfen fast schon eine Lektion. Der Abstand wuchs zwölf Minuten vor dem Ende auf 14 Tore an.
Der für die letzten Minuten eingewechselte Torsteher Youri Denert konnte einem bei diesem aussichtslosen Kampf fast schon ein wenig Leid tun. Zu oft wurde der Tormann, wie schon zuvor sein Kollege Jef Lettens alleine gelassen. Das Polster der Norweger wuchs weiter an.
Während die Mannschaft auseinander brach, konnte Denert in der 54. Minute einen Wurf parieren und Damian Kedziora das 23. Tor der Belgier erzielen. Eine Minute später knackten die Norweger die 40-Tore-Marke. Der belgische Leidensweg hatte beim 27:43 ein Ende.
"Wir hatten uns natürlich etwas anderes vorgenommen, wir wollten natürlich Paroli bieten", sagt Youri Denert nach dem Spiel dem BRF. "Es ist uns leider nicht gelungen. Wir haben zu viele Tore kassiert und zu viele Fehler gemacht. Gegen Topmannschaften wie Norwegen wird das natürlich bestraft."
"Für mich persönlich ein großer Schritt"
Für Denert war es eine Premiere: Er wurde das erste Mal in die Nationalmannschaft eingewechselt, und nicht nur für einen Elfmeter. Da war die Lage zwar schon lange aussichtslos, aber: "Für mich persönlich war es ein ziemlich großer Moment, gegen so eine große Mannschaft auf dem Platz stehen zu dürfen", sagt Youri Denert, "man hat in der Vergangenheit durch verschiedene Testspiele [...] gezeigt, dass man einsatzbereit ist, dass man dafür hart trainiert jeden Tag. Dass man dann die Chance bekommt, für zehn Minuten auf dem Platz zu stehen, ist für mich persönlich ein sehr großer Schritt. Auch wenn ich den Sieg nicht noch holen konnte in zehn Minuten, bin ich trotzdem zufrieden mit dem, was ich gemacht habe."
"Wir wurden regelrecht abgeschlachtet"
Bartosz Kedziora war nach dem Spiel enttäuscht von der Leistung seiner Mannschaft. Schon die erste Halbzeit verlief sehr schlecht: "Ich hatte persönlich den Eindruck, eigentlich können wir nicht schlechter spielen, aber das war dann doch der Fall in der zweiten Halbzeit. Wir wurden dann regelrecht abgeschlachtet, auch völlig verdient. Es ist zwar irgendwie logisch, aber wir hatten uns mehr erwartet von diesem Spiel."
Das letzte Qualifikationsspiel bestreiten die Roten Wölfe am kommenden Samstag beim amtierenden Weltmeister Frankreich. Das wird eine schwere Aufgabe für die Roten Wölfe. "Auf jeden Fall. Wir haben in Lüttich gegen Frankreich sehr sehr gut gespielt, haben da fast Zähler mitnehmen können", sagt Bartosz Kedziora, "am Samstag wird sich dann herausstellen, ob dieses Spiel eine Eintagsfliege war."
Trotz der Niederlagen in der Qualifikationsgruppe nehmen die Spieler einiges an Erfahrung mit: "Wir müssen schauen, wie lange wir das durchhalten können, ob wir auch ein paar Schritte nach vorne gehen können. Nur momentan sieht es halt nicht so aus, dass wir in den nächsten zwei Jahren da etwas Großartiges erreichen werden."
cr/est - Bild: Christophe Ramjoie