Rund um die zentrale Place McAuliffe in Bastogne wurde am Abend schon gewitzelt: Thierry Neuville kann also einen Samstag ganz normal zu Ende fahren. Bei den WM-Läufen von Monte Carlo und Schweden hatte ihn jeweils ein Missgeschick die souveräne Führung gekostet.
Auf quasi heimischem Boden ließ der St. Vither nichts anbrennen. Er war zusammen mit seinem angestammten Copiloten Nicolas Gilsoul auf allen Tagesprüfungen der Schnellste - trotz der ungewohnten Erfahrung in einem Porsche Carrera RS aus dem Jahr 1974.
"Es ist halt ganz anders, aber es macht Spaß", sagte Neuville im BRF-Interview. "Es ist ein bisschen schwieriger, das Auto zu kontrollieren, natürlich auch mit dem Heckmotor. Es ist viel Gewicht auf der Hinterachse, das gibt zwar guten Grip, aber in den schnellen Passagen bricht das Auto auch leicht mal aus. Deswegen muss man etwas vorsichtig sein."
Siegerauto aus dem Hause Munster
Es ist übrigens das Auto des Vorjahressiegers Bernard Munster, der im gleichen Modell und mit seinem Sohn Grégoire als Beifahrer das restliche Feld anführt. "Der Wagen von Thierry ist ein bisschen jünger", sagte Munster, "aber im Prinzip sind unsere Autos gleich. Die Differenz ist Thierry, nicht das Auto."
Der achtfache Boucles-Gewinner Patrick Snijers im Ford Escort RS (1977) konnte zum Ende des ersten Tages den dritten Platz nur knapp (mit weniger als zwei Strafpunkten) vor Marc Timmers in einem weiteren Porsche aus der BMA-Schmiede von Bernard Munster behaupten.
Guino Kenis rangierte mit einem BMW 2000 Ti auf Platz fünf, nicht zuletzt dank des günstigen Baujahr-Koeffizienten (1966).
Duval im Pech, Duell ausgefallen
François Duval musste aufgrund von technischen Problemen schon früh alle Hoffnungen auf einen vierten Sieg bei den Legend Boucles aufgeben: Gleich auf der ersten Prüfung hatte er Probleme im Ford Escort RS mit dem Gaspedal - wegen der Reparatur verpasste er zwei ¨Prüfungen und kassierte dafür 1200 Strafpunkte.
Das groß angekündigte Duell zwischen den beiden einzigen belgischen Siegern bei der Rallye-WM (Neuville zwei WRC-Läufe, Duval einer) fiel somit aus. "So ist eben der Motorsport", meinte Hauptorganisator Pierre Delettre, für den es schon die 30. Boucles sind. "Dann müssen die beiden eben im nächsten Jahr wiederkommen."
Duval fuhr zwar noch weiter und legte ein paar gute Zeiten hin, musste dann aber im späten Nachmittag bei Chevron wieder passen. Diesmal war die Benzinleitung defekt.
Auch Bruno Thiry musste seinen Datsun auf der vorletzten Tagesprüfung wegen Motorschadens abstellen. Jean-Pierre Van de Wauwer und sein Co-Pilot Julien Paisse kamen im Lancia Beta Monte Carlo von der Strecke ab, blieben aber unverletzt.
Schotterpisten bringen Entscheidung
Am Sonntag stehen noch sechs Schotterprüfungen auf dem Programm, darunter die 37 Kilometer lange Prüfung Bertrix-Herbeumont durch den Wald. Los geht es um 8:07 mit der RT 13 Bertrix-Bernimont.
Allerdings starten zunächst die Fahrzeuge der Classic-Kategorie, dann folgen ein paar Demofahrzeuge (darunter der auffällige DunBee-Buggy von Dakar-Pilot Stéphane Henrard) und erst dann die Legend-Fahrzeuge.
Die 12. Legend Boucles enden im Laufe des Nachmittags in Bastogne (Podium Classic um 12.56 Uhr, Legend voraussichtlich etwa zwei Stunden später).
Text und Bild: Stephan Pesch