Die erste Überraschung war das Wetter. In Australien ist noch Winter. Das heißt vor allem viel Regen. Eigentlich wollte Rita Zinnen mit einigen Australierinnen zusammen trainieren, die sie bei der Weltmeisterschaft in Slowenien kennengelernt hat. Seitdem hat man sich bei jeder WM wieder getroffen, ob jetzt in Südafrika oder im vergangenen Jahr in Dänemark.
Doch die Australierinnen trainieren nicht gern, wenn es regnet und so hat Rita Zinnen sich in den vergangenen Tagen allein mit dem Rundkurs vertraut machen müssen: "Heute war das Wetter nicht besonders gut, um zu trainieren. Ich hoffe, das ändert sich noch in der nächsten Woche. Es war sehr windig und sehr regnerisch."
Hartes Streckenprofil
Die Strecke im Osten der Millionenstadt Perth im Naturpark Kalamunda hat es in sich. Offiziell weist der Rundkurs fünf Steigungen von bis zu sechs und sieben Prozent auf. "Die anderen 20 hat man wohl vergessen, ins Roadbook einzutragen", meinte Rita Zinnen etwas zynisch nach den ersten Trainingstagen.
Die Ostbelgierin erwartet das schwerste Rennen seit Beginn der Gran Fondo-Weltmeisterschaftsserie für Radamateure im Jahr 2011 - damals noch in Stavelot, heute, 2016, in "down under"-Australien.
Das Rennen der Frauen aller Altersklassen in Perth geht über 105 Kilometer. "Gestern und heute bin ich die letzten 50 bis 70 Kilometer der Strecke abgefahren und die waren sehr schwer. Es ist ein ewiges Auf und Ab und der Bodenbelag ist sehr grob. Das heißt, man muss immer drücken. Auch beim Runterfahren rollt das nicht gut. Wenn es regnet, ist es besonders gefährlich, weil dann das Wasser von allen Seiten auf die Straße läuft", klagt Rita Zinnen.
Auch am kommenden Sonntag soll es laut Wettervorhersage im Internet nicht ganz trocken bleiben. Auch die Temperaturen liegen deutlich unter 20 Grad, obwohl am 1. September in Australien offiziell der Frühling beginnt.
Schöne Landschaften
Doch Rita Zinnen bleibt zuversichtlich: Das Land gefällt ihr. Vor allem auch die Tatsache, dass das Rennen durch ein Naturschutzgebiet mit tropischen Pflanzen und frei laufenden Tieren führt. Übrigens auch Kängurus, die sich aber wegen des WM-Rummels verzogen haben.
"Hier in Australien ist es sehr, sehr schön. Fährt man ein bisschen weiter raus, wo das Rennen stattfindet, sieht das aus, als ob man im Urwald gelandet wäre. Das ist wirklich sehr beeindruckend, was ich bisher von Perth und Australien gesehen habe", schwärmt Rita Zinnen. "Ich noch ein bisschen erkältet von der Klimaanlage im Flieger, aber ich hoffe, das hat sich bis nächste Woche gelegt."
Nächste Woche mehr zum Ausgang des Straßenrennens bei der Weltmeisterschaft der Radamateure in Perth. Rita Zinnen hofft nach einem sechsten Platz bei der WM in Slowenien, diesmal noch näher an die Medaillenränge heranfahren zu können. Vielleicht wirkt sich das Regenwetter noch zu ihrem Vorteil aus. Die Ostbelgierin hat auf jeden Fall mehr Erfahrung mit nassen Straßen als die Australierinnen und Neuseeländerinnen.
Text und Bild: Werner Barth