Dabei sein ist alles. So lautete früher die Devise vieler Sportler bei Olympia, auch die der Belgier. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Als die Red Lions ihre Hockey-Silbermedaille entgegen genommen haben, da gab es Tränen. Nicht der Freude, sondern der Enttäuschung. Die Belgier wollten die Goldmedaille, dafür waren sie nach Rio gekommen. Und dafür hatten sie in den letzten acht Jahren wie die Profis gearbeitet, obwohl sie nur Amateure sind.
Doch sportlicher Erfolg lässt sich nicht programmieren. Bezeichnenderweise sind mit Nafi Thiam im Siebenkampf und Greg van Avermaet im Straßenradrennen zwei Belgier Olympiasieger geworden, die nicht zu den Favoriten gehörten.
Evi Van Acker dagegen, die erklärte Favoritin in der Bootsklasse "Laser Radial" des Segelwettwerbers, musste mit dem vierten Platz vorlieb nehmen. Gerade bei Olympia, der denkbar schlechteste Platz überhaupt.
Als das kleine Belgien 1976 in Montréal sechs Medaillen gewann, war das eine Überraschung. Die sechs Medaillen von Atlanta 1996 waren angesichts der wachsenden internationalen Konkurrenz eine Riesenüberraschung. Wieder 20 Jahre später müssen die sechs Medaillen von Rio schon fast als Sensation gewertet werden. Vor allem die Silbermedaille von Schwimmer Pieter Timmers in der Königsdisziplin über 100 Meter Freistil kann nicht hoch genug eingestuft werden.
Es bleiben noch drei Wettkampftage in Rio. Vielleicht schaffen die Belgier ja noch eine siebte Medaille. Das wäre das beste Ergebnis bei Olympischen Spielen seit 1948. Dann wäre sicherlich auch Belgiens Delegationsleiter Eddy De Smedt zufrieden, der nach dem verlorenen Hockey-Finale noch meinte: "Natürlich sind wir enttäuscht. Wir müssen sogar enttäuscht sein, sonst sind wir keine Hochleistungssportler".
Wie gesagt, früher definierte Olympia sich anders.
Werner Barth - Bild: BRF