Nafissatou Thiam hat sich in der Königsdisziplin Siebenkampf zur Olympiasiegerin gekrönt. Mit einem neuen persönlichen Rekord von 6.810 Punkten setzte sie sich gegen die Titelverteidigerin aus Großbritannien, Jessica Ennis-Hill (6.775), durch. Dritte wurde Brianne Theisen-Eaton aus Kanada mit 6.653 Punkten.
Thiam hatte den ersten Tag bärenstark begonnen und bereits über 100 Meter Hürden mit einer Zeit von 13'56" Sekunden eine neue Bestleistung erzielt. Im Hochsprung setzte sie den guten Lauf fort: Sie sprang wie die Britin Johnson-Thompson über 1,98 Meter - wieder persönlicher Rekord und dazu Weltrekord der Siebenkämpferinnen.
Im Kugelstoßen war Thiam dann die allerbeste unter allen Teilnehmerinnen. Im dritten Versuch erzielte sie 14,91 Meter und setzte sich an die Spitze der Wertung. Im abschließenden 200-Meter-Lauf, einer ihrer schwächeren Disziplinen, holte Thiam noch einmal alles aus sich heraus und kam nach 25"10 Sekunden über die Ziellinie. Damit lief sie auf Platz 23, blieb aber nur drei Zehntel über ihrer Bestleistung. Den Tag beendete Thiam als Zweite hinter Ennis-Hill.
Drei weitere Bestleistungen
Auch der zweite Tag begann für die Belgierin mit einer neuen persönlichen Bestmarke. Nach einem übergetretenen und einem mäßigen Versuch im Weitsprung schaffte sie 6,58 Meter - was erneut den Sieg und Platz eins in der Zwischenwertung bedeutete.
Im Speerwerfen setzte sich Thiam noch ein bisschen weiter ab. Trotz ihrer Ellenbogenverletzung schleuderte sie den Speer 53,13 Meter weit - 51 Zentimeter weiter als je zuvor. Mit 270 Punkten Vorsprung ging Thiam in die letzte Disziplin und hatte dadurch ein wenig Puffer für das Finale. Um ihren Vorsprung zu verteidigen, musste sie beim 800-Meter-Lauf spätestens 9'47" Sekunden hinter Ennis-Hill ins Ziel kommen.
Thiam lief die 800 Meter in 2'16'54" Minuten - die insgesamt fünfte persönliche Bestleistung - und war nur 7'47" Sekunden langsamer als ihre Verfolgerin. Thiam erreichte insgesamt 6.810 Punkte. Damit verbessert sie ihren persönlichen Rekord um mehr als 300 Punkte.
Kaum 22 und schon Olympiagold
"Ich kann es nicht glauben", stammelte die frischgebackene Olympiasiegerin. "Ich bin nicht nach Rio gekommen, um eine Medaille zu gewinnen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Erst nach dem Hochsprung habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Und nach dem Speerwerfen war dann alles möglich."
"Von diesem Ergebnis habe ich nicht zu träumen gewagt. Nach der Ziellinie ist es dann langsam zu mir durchgedrungen: 'Ich bin Olympiasiegerin'. Dass ich hier Gold gewinne, das hätte ich nie und nimmer gedacht. Ich darf also sehr stolz auf mich sein." Thiam feiert am Freitag ihren 22. Geburtstag.
Nafi Thiam ist die vierte belgische Leichtathletik-Olympiasiegerin nach Gaston Reiff (1948, 5.000-Meter-Lauf), Gaston Roelants (1964, 3.000-Meter-Hindernis) und Tia Hellebaut (2008, Hochsprung). Belgien sammelte bisher zwölf Leichtathletik-Medaillen, 146 Medaillen insgesamt.
vrt/belga/km - Bild: Eric Lalmand/Belga
GLückwunsch - echt starke Leistung