Da hebt sie ab, die Maschine, die die belgischen Athleten nach Rio bringen soll. An Bord sind größtenteils die Mitglieder der Hockeymannschaften und des Schwimmteams.
Die Hockeynationalmannschaft der Herren, das sind nicht die Roten Teufel, sondern die Red Lions, die Roten Löwen. Die Red Lions gehören inzwischen zu den besten Feldhockey-Mannschaften der Welt. 2013 etwa waren sie schonmal Vize-Europameister. Und entsprechend groß sind die Erwartungen. "Wir sind bereit", sagt jedenfalls Angreifer Tom Boon. "Seit einem Jahr arbeiten wir konsequent auf diese Olympischen Spiele hin; und jetzt sind wir froh, dass es endlich losgeht."
Man spürt es schon: die Red Lions haben sich viel vorgenommen: "In Peking waren wir 9., in London 5., diesmal in Rio wollen wir das nochmal toppen", sagt Mittelfeldspieler Félix Denayer. Denayer war 2008 in Peking schon dabei, 2012 in London sowieso. Er ist also ein alter Hase. Andere hingegen sind zum ersten Mal im Aufgebot. "Also, ich hab' nicht geschlafen", sagt Tanguy Cosyns. Er freue sich dermaßen, mit nach Rio zu dürfen, er könne es kaum erwarten.
Problem Zeitverschiebung
Im belgischen Schwimmteam richten sich viele Augen auf Pieter Timmers. Spezialisiert ist der Mann aus dem Limburgischen Neerpelt auf die 100 und 200 Meter Freistil. Bei der Kurzbahn-EM im vergangenen Jahr gewann er zwei Mal Silber. Seine Chancen in Rio sieht er realistisch: Er hoffe, ins Finale zu kommen, also unter die besten acht. Und dann sei vielleicht auch eine Medaille drin.
Genau das gleiche sagt auch die Kollegin Fanny Lecluyse. Ihre Spezialstrecken sind 100 und 200 Meter Brust. Und auch sie will erstmal nur ins Finale kommen. Natürlich träumt auch Fanny Lecluyse heimlich von einer Medaille. Und es ist Aufgabe der Verantwortlichen, dafür zu sorgen, dass denn auch wirklich alles perfekt, dass die Bedingungen optimal sind.
Das sei zum Beispiel schon ein Grund dafür, dass man sich jetzt schon nach Rio aufmache, sagt Luc Rampaert, Sprecher des belgischen Olympischen Komitees. Vor allem die Zeitverschiebung müsse man auf dem Schirm haben: Fünf Stunden - und man sagt, dass man pro Stunde Zeitverschiebung einen Tag nötig hat, um sich zu akklimatisieren.
Jean-Michel Saive als Berater dabei
Eine ganz wichtige Rolle wird wohl Jean-Michel Saive einnehmen. Nein, als Athlet tritt der Tischtennisspieler nicht mehr an. Er hat aber unglaubliche sieben Mal an Olympischen Spielen teilgenommen. Jetzt ist er Chef der sogenannten Athletenkommission und seine Rolle wird im Wesentlichen darin bestehen, den jungen Leuten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen...
Und schon vorab ein wichtiger Tipp des Altmeisters: "Lasst euch nicht vom Drumherum beeindrucken", sagt Jean-Michel Saive. Beim Frühstück sitzt vielleicht ein Star wie Usain Bolt am Nebentisch - kann sein. Bei Olympischen Spielen fühlt sich alles eben ein bisschen anders an - und da sei es wichtig, dass die Athleten ganz fokussiert bleiben auf ihren Wettbewerb.
Insgesamt 109 Athleten wird die belgische Delegation am Ende umfassen. Ein Medaillen-Ziel will Saive nicht ausgeben. Gut, es gebe Chancen etwa beim Segeln, im Judo, in der Leichtathletik, im Hockey, vielleicht auch im Golf, aber, wer weiß: Vielleicht gibt's am Ende wieder eine Überraschung wie 2012 die Silbermedaille des Sportschützen Lionel Cox.
Roger Pint - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA