Luxemburg will hoch hinaus: Das kleine EU-Land plant, Europas Nummer eins im milliardenschweren Zukunftsgeschäft des Weltraum-Bergbaus zu werden. Mit der Initiative «Space Resources» , die Premier Xavier Bettel angekündigt hat, will das Land die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden klären - und Forscher und Firmen ins Land locken, um dafür notwendige Technologien zu entwickeln.
Zwei wichtige Partner hat das Großherzogtum ins Boot geholt: Die US-Unternehmen Deep Space Industries (DSI) und Planetary Resources haben gerade ihre Europa-Niederlassungen in Luxemburg eröffnet.
Die Luxemburger Regierung gab am Abend bekannt, dass Georges Schmit, derzeit Generalkonsul in San Francisco, im Rahmen der Initiative dem Beraterstab der Regierung angehören wird. Eine gute Wahl: In diversen Eigenschaften saß Georges Schmit mehr als 17 Jahre im Aufsichtsrat von Arbed und später bei ArcelorMittal. Bis zum Jahr 2009 war er zudem als Direktor für die Luxemburger Regierung tätig und unterstützte den Satellitendienstleister SES. Schmit ist ein anerkannter Experte in den Bereichen Handel und Investitionen. Zwei weitere internationale Experten aus den USA verstärken das Team, wie Premier Bettel bei der Vorstellung des Teams hervorhob.
"Völlig neue Weltraumindustrie"
Es schlummern Milliardenwerte im All. Asteroide zum Beispiel weisen eine sehr hohe Konzentration von Edelmetallen wie Platin und von Metallen der Seltenen Erden auf, die in vielen Schlüsseltechnologien zu finden sind. Viele Rohstoffe sind auf der Erde immer schwerer abzubauen, zudem sind sie endlich. Natürlich geht es derzeit nicht darum, die Rohstoffe alle zur Erde zu transportiren. Es geht vor allem darum, künftige Weltraumaktivitäten zu ermöglichen.
Luxemburg spricht hier von einer "völlig neuen Weltraumindustrie". Dass Abbau und Nutzung im All technisch möglich ist, ist nach Meinung von Forschern nur eine Frage der Zeit. Eine erste Erkundungsmission mit einem kleinen Prototypen könnte bereits innerhalb den nächsten fünf Jahre starten.
Die Luxemburger sind nicht die ersten, die Schritte in dieser Richtung unternehmen. Schon viele andere Wissenschaftler befassen sich mit dem Thema. Beispielsweise die US-Weltraumbehörde Nasa, die europäische Weltraumagentur Esa, japanische und französische Institutionen sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). In den USA gibt es zwei private Unternehmen, DSI und Planetary Resources, die am Asteroiden-Bergbau arbeiten.
Und warum trauen sich ausgerechnet die Luxemburger das zu? Nun, sie setzen wohl auf Forschung, um nicht nur auf den Finanzsektor angewiesen zu sein. Und auch die traditionsreiche Stahlindustrie hat schon bessere Zeiten gesehen.
Weltraumrecht: Wem gehören die Rohstoffe im All?
Weltraum-Erfahrung haben die Luxemburger in gewisser Weise auch. Das EU-Land beherbergt den weltweit führenden Satellitenbetreiber SES, der in Europa wegen seiner Astra-Satelliten bekannt ist. SES wurde 1985 gegründet, als viele Leute den Fernsehempfang via Satellit noch für Spinnerei hielten. Luxemburg will sich vor allem in der Forschung finanziell engagieren. Das Budget dafür soll schon im Dezember festgelegt werden.
Eine wichtige Frage ist zudem die, wem die Rohstoffe im Weltraum überhaupt gehören. Auch die Klärung solcher Fragen liegt gewissermaßen in Reichweite: Die Universität zu Köln verfügt über das einzige Institut für Weltraumrecht im deutschsprachigen Raum. Solche Fragen werden dort bereits seit Jahrzehnten juristisch behandelt. Luxemburg will nun als erstes EU-Land eine nationale Gesetzgebung zum Weltraum-Bergbau auf den Weg bringen. Investoren benötigen schließlich Sicherheit.
dpa/mitt/rkr - Illustationsbild: Nasa/AFP