Wird es weiter Wachstum geben? Welche Auswirkungen hat schrumpfendes Wachstum ? Und kann Wachstum durch technologischen Fortschritt und Innovation wieder belebt werden? Vor zwei Wochen war mit Dr. Norbert Nicoll ein pessimistischer Redner zu Gast im PDG.
Am Montag hielt Peter De Keyzer einen Vortrag. Der Chefökonom von BNP Paribas Fortis glaubt an das Wirtschaftswachstum: Mehr Wachstum sei möglich, dank Innovation, Bildung, Wettbewerb, Beschäftigung und freier Märkte. Für ihn bedeutet Wirtschaftswachstum aber nicht, immer mehr Dienstleistungen, immer mehr Güter, immer mehr Reichtum, sondern ein besseres Leben.
Wirtschaftswachstum bedeutet ein besseres Leben
In der derzeitigen Debatte steht das Paradigma des grenzenlosen Wachstums häufig in der Kritik. Es führe zu Ausbeutung von Mensch und Natur. Auch der Ökonom sieht ein, dass die Anhäufung von Gütern irgendwann mal an seine Grenzen stößt. Vielmehr zähle Lebensqualität, Gesundheit, angenehme Lebensräume, Mobilität. Stichwort Autonomes Fahren.
Und dazu braucht es Bildung, Innovation und technischen Fortschritt. De Keyzer ist Angebotsökonom, jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage. Mit staatlichen Interventionen die Nachfrage zu stimulieren, hält er für den falschen Weg. Auch Belgien müsse mehr in Infrastruktur und Innovation investieren, damit Wirtschaftswachstum entstehen kann, und das System am Leben erhält.
Gründerfreundlicheres Umfeld nötig
Apple, Google, Facebook, Tesla. Derzeit spielt die Musik in den USA, im Silicon Valley. Patentanmeldungen, Start-ups, Risikokapital. Da ist Europa ins Hintertreffen geraten. Wir brauchen ein gründerfreundlicheres Umfeld sagt Peter De Keyzer. Wirtschaftwachstum werde eben nicht einfach so von der Regierung oder der Zentralbank beschlossen. Sie können es nur erleichtern. Was zählt sind Innovation, Unternehmertum und freier Handel.
Auf der einen Seite eine exponentiell wachsende Weltbevölkerung. Auf der anderen Seite der technische Fortschritt, der immer weniger menschliche Arbeitskraft benötigt. Der Arbeitsmarkt wird sich atomisieren, sagt De Keyzer. Für Unqualifizierte wird es in Zukunft einfach keine Arbeit mehr geben. Deshalb ist eine gute Bildung das A und O.
Keine Arbeit für Unqualifizierte
Der Ökonom ist Anhänger eines bedingungslosen Grundeinkommens. Jeder erhält einen gewissen Betrag, und wer mehr möchte, der arbeitet. Deshalb ist De Keyzer auch Fan solcher Plattformen wie Uber, Taskrabbit oder Airbnb. Dort kann jeder, der es möchte, relativ einfach ohne große Hürden Geld verdienen. Momentan sieht De Keyzer Geringqualifizierte in der Falle: Arbeit zu finden ist schwer und oft mit Hürden verbunden und durch ein relativ hohes Arbeitslosengeld auch nicht unbedingt attraktiv. Wichtig sei es, überhaupt erstmal wieder in den Arbeitsmarkt zu kommen.
Und zum Problem der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich, wo ein Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte des Vermögens besitzt, sagt De Keyzer: Global gesehen ist die Ungleichheit geringer geworden, Reichtum ist inzwischen weltweit verteilt. Nicht nur in den USA oder Europa sondern auch in Asien ist die Zahl der Millionäre gestiegen. Innovation mache eben auch einige Leute sehr reich. Was Peter de Keyzer aber mehr beunruhigt, ist, dass es in einem einigermaßen gerechten Land wie Belgien, so viele Menschen gibt, die nicht arbeiten. Das sei genauso schlimm.
Volker Krings - Bilder: PDG