Es gibt wohl nur wenige Ereignisse, die für die Geschichte unserer Region so bedeutsam waren, wie der erste Weltkrieg – genauer gesagt: sein Ende. Mit dem Versailler Vertrag wurden 1918 die Kreise Eupen und Malmedy zum ersten Mal Belgien zugesprochen. Ein identitätsstiftendes Ereignis, denn mit einem Schlag wurden die ehemaligen Deutschen zur Sprachminderheit in einem neuen Vaterland, das wegen ihrer alten Heimat gerade vier Jahre lang im Krieg verbracht hatte. Eine paradoxe Situation, die den Start in der neuen/alten Heimat nicht gerade leicht machte.
Zu der paradoxen Situation der sogenannten "Neubelgier" nach dem Krieg kam außerdem noch das Leid, das die Bevölkerung jedes Kriegsgebiets erdulden muss. Nach vier Jahren Stellungskampf und Materialschlacht lag die Wirtschaft am Boden. Lebensmittelknappheit, Inflation – im Krieg gibt es keine Gewinner. Das zeigt auch der Titel der Ausstellung: "Patrioten, Soldaten, Krüppel und Tote".
Für Klaus-Dieter Klauser, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins "Zwischen Venn und Schneifel", geht es deshalb bei der Ausstellung auch darum, die Besucher über die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe des Kriegs aufzuklären. Besonders Schüler sollen aus der Geschichte lernen und dann selbst Parallelen zu aktuellen Entwicklungen ziehen. So ist die Ausstellung auch ein Instrument der politischen Bildung. Ein Schlagwort, dass, laut Unterrichtsminister Harald Mollers, gerade im Zeitalter von Globalisierung, Digitalisierung und Massenkommunikation immer mehr Bedeutung gewinnt.
Die Wanderausstellung "Patrioten, Soldaten, Krüppel und Tote" wurde vom Geschichtsverein "Zwischen Venn und Schneifel" konzipiert, der sie letztes Jahr auch schon im ZVS-Museum und im Athenäum in St. Vith gezeigt hat. Sie ist noch bis Mai in der Schulmediothek des königlichen Athenäums Eupen zu sehen. Danach soll die Ausstellung im RSI in Eupen und am Bischöflichen Institut Bülligen gezeigt werden. Ausdrücklich eingeladen sind neben Schülern ab dem 5. Schuljahr auch Besucher von außerhalb der Schulen, die sich für das Thema interessieren.
Text und Bilder: Anne Kelleter