Wenn es um Energiepolitik geht, sind die Grünen in Europa auf einer Linie. Atomenergie abschaffen und dafür erneuerbare Energien ausbauen, heißt die Devise. Dass das heute schon möglich wäre, beweist ein Dokument dass die Energieproduktion ohne Atomkraft mit dem höchstmöglichen Verbrauch vergleicht. Demnach gibt es also jetzt schon genug Strom aus anderen Energiequellen, dass man alle Atomkraftwerke in Deutschland, Belgien und den Niederlanden abschalten könnte, ohne einen Blackout zu riskieren, wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im deutschen Bundestag, Oliver Krischer, erklärt. Dabei übt Oliver Krischer auch Kritik an der deutschen Energiepolitik: Weder die Umweltverschmutzung durch Kohlekraftwerke, noch die Lieferung von deutschen Brennstäben an AKW’s in ganz Europa seien annehmbar, erklärte er.
Genau so wenig wie der Einsatz von maroden Reaktoren in Belgien. Sollte man hier allerdings alle Atomkraftwerke abschalten, müsste Belgien Strom aus anderen Ländern importieren. Doch das ist auch eine Kostenfrage: "Die Kosten sind eine Frage des politischen Willens. Im Moment haben wir Atomkraftwerke, deren Kosten amortisiert sind und die deshalb Strom billiger verkaufen können. Man müsste also die Preise auf dem Strommarkt so organisieren, dass der Strom, der durch alternative Energien produziert wird nicht teurer als der Atomstrom ist", sagt die Ecolo-Föderalabgeordnete Murielle Gerkens.
2003 hatte die Föderalregierung beschlossen, bis 2025 aus der Atomkraft auszusteigen. Das gilt theoretisch immer noch. Doch um dieses Ziel zu erreichen, müssten laut Gerkens jetzt schnell neue Maßnahmen beschlossen werden: "Die erste Maßnahme wäre, die Reaktoren mit Rissen im Druckbehälter zu schließen. Sie sind unsicher und wir produzieren dafür genug Strom. Dann muss man sich bewusst werden, dass auch die restlichen Zentralen alt sind, häufig Probleme haben und dann abgeschaltet werden müssen. Deren Sicherheit muss erhöht werden und auch die Katastrophenschutzpläne müssen überarbeitet werden. Die sind nämlich veraltet. Zuletzt müssten dann, sobald der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien steigt, die verbleibenden AKW’s Schritt für Schritt abgeschaltet werden. Und das schneller als bisher vorgesehen."
Um diese Entwicklung voranzutreiben, wollen die Grünen aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden künftig enger zusammenarbeiten. Neben Plakataktionen und Veranstaltungen für Bürger auch in den entsprechenden Kommissionen und Parlamenten. Im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft steht nächsten Montag eine Resolution von Ecolo, CSP und Vivant auf der Tagesordnung, in der die Oppositionsparteien unter anderem die sofortige Abschaltung der Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 fordern.
Text und Bild: Anne Kelleter