"Wir hatten schon am Morgen um ein Interview mit Lutgen gebeten. Seine Sprecherin erteilte der Anfrage aber eine klare Absage: 'Nein! Bitte wenden Sie sich an die CSP in Eupen.' Punkt", erklärt der Leiter des BRF-Studios in Brüssel, Roger Pint.
Offenbar wollte die CDH wohl Schützenhilfe für die CSP leisten, um zu verhindern, dass die Schwesterpartei wieder in der Opposition landet.
Das würde auch die seltsame Meldung erklären, die der RTBF-Rundfunk am Donnerstagnachmittag um 15 Uhr verbreitet hat. Darin hieß es schon, dass die scheidende Mehrheit in der DG drauf und dran sei, sich auf eine Weiterführung der Koalition zu verständigen. Die RTBF berief sich dabei auf eine angebliche Insider-Information. Die RTBF hat dann versucht, in Ostbelgien eine Bestätigung für die Info zu bekommen.
Man hat also die Spitzenverantwortlichen von ProDG, PFF und SP in Eupen kontaktiert. Die allerdings schienen eher peinlich berührt zu sein. Es war offensichtlich, dass es sich hier um ein Leck handelte, dass nicht erwünscht war. Beobachter glauben, dass die Meldung bewusst in der RTBF platziert worden ist, dass also die CDH einem Journalisten die Meldung gesteckt hat, um eben danach über Kommuniqué darauf reagieren zu können.
Denkbar ist also, dass die CDH versucht hat, über die RTBF die Spitzen von PS und MR quasi zu "wecken". Das wäre auch eine Erklärung für die Wortwahl. Man wollte vielleicht PS und MR zu einer Reaktion bewegen, indem man eben so eine Art N-VA-Szenario an die Wand gemalt hat. Das könnte eine mögliche Erklärung für die Ereignisse von Donnerstag sein, muss aber nicht die einzige sein, so die Einschätzung von BRF-Journalist Roger Pint.
Lutgen bezieht Stellung
Am Freitagabend äußerte sich Lutgen dann doch zu seiner Pressemitteilung vom Vortag und sagte, er stehe zu seinem Wort. Das, was in der Deutschsprachigen Gemeinschaft geschehen ist, stimme ihn traurig. Das Koalitionsabkommen sei doch sehr schnell zustande gekommen und dann noch mit einer "ultraregionalistischen" Partei. Das lasse ihn nicht unberührt.
Wenn dann Leute wie Karl-Heinz Lambertz empört über solche Aussagen sind, könne er das nicht nachvollziehen, so Lutgen weiter. In Belgien herrsche schließlich Meinungsfreiheit. Er respektiere die deutschsprachigen Belgier. Sie hätten auch das Recht, ihre Koalition alleine zu bilden, dennoch bleibe er bei seinen Aussagen.
Bild: Laurie Dieffembacq (belga)