Mit den Kataris hat die AS Eupen ihren bislang dicksten Fisch an der Angel. So dick, dass man sich die Frage stellen muss, ob dieser Fisch die gute alte AS nicht aus dem Boot zieht und verschlingt. Eigentlich ist das schon passiert. Denn Aspire gab bei der Pressekonferenz bekannt, man habe den sportlichen Bereich und das Management der AS Eupen übernommen, sprich gekauft. Über den Preis haben beide Parteien sich ausgeschwiegen.
Insofern ist es schon so, dass es die AS Eupen, so wie wir sie alle gekannt haben nicht mehr gibt. Dem muss man nicht unbedingt nachtrauern, denn in ihrer jetzigen Konstellation war die AS Eupen nicht mehr überlebensfähig. Auf Dauer ist nämlich nicht davon auszugehen, dass jedes Jahr ein neuer Imborghia, Klein oder D'Onofrio aufgespürt werden kann, um mit geringer Aussicht auf Rendite Geld in den Verein zu pumpen. Die Unternehmen der Region haben andere Herausforderungen zu meistern als die Finanzierung eines Fußballclubs, der zwischen der zweiten und ersten Division schwebt. Selbst der Vorschlag, einen bescheidenen Neubeginn in der 3. Division oder in der Promotion zu wagen, bietet keine Sicherheit. Denn auch ein solches Budget muss erst einmal beisammen sein und Eupen hat keinen Egide Sebastian.
Alternativlose Zusammenarbeit
Insofern ist die Zusammenarbeit mit Aspire und die Machtabgabe an die Kataris aus Sicht der AS Eupen alternativlos. Ob es tatsächlich der Sechs im Lotto gleichkommt, das muss die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall zeichnen sich bei der Zusammenarbeit mit Aspire auch für den Junior-Partner AS Eupen, die Stadt und die Region interessante Perspektiven ab. Die Ankündigung, die Jugendabteilung zu einem Leistungszentrum auszubauen, das Stadion mit einer Modernisierung des Kabinentrakts zu verbessern und in Eupen 15 afrikanische Fußballtalente an den Profi-Fußball heran zu führen, ist vielversprechend.
Zumal Aspire das Projekt ohne den Einbezug des AS-Umfeldes wohl nicht meistern kann. Trainer, Berater und Spieler der Akademie werden auf sportliche und logistische Hilfe angewiesen sein, um in der 2. belgischen Division keinen Schiffbruch zu erleiden.
Als das weltweit beste und größte Förderzentrum hat Aspire einen Ruf zu verteidigen und hat mit der ersten europäischen Filiale mehr zu verlieren als eine AS Eupen, der zuletzt nicht nur das Geld sondern auch eine breit aufgestellte Crew fehlten.
Die Schwarz-Weißen, klein aber fein, das war einmal. Das ist aber auch ein Modell, das mit den professionellen Ansprüchen eines Vereins der 1. oder 2. Liga nicht mehr zu vereinbaren ist. Dieses Modell hatte sich im übrigen schon unter Imborgia und Klein überlebt.
Mit Aspire hat am Kehrweg eine neue Zeitrechnung begonnen und nicht wenige Fußballclubs von der Größenordnung der AS Eupen werden den ostbelgischen Zweitligisten um diese Partnerschaft beneiden. Am Geld dürfte jedenfalls das Projekt nicht scheitern. Das hat die Präsentation am Mittwoch im Kehrweg-Stadion gezeigt.
Allerdings muss das, was sich kurz nach der Zeit des Umwerbens so vielversprechend anhört, sich in der Praxis das Alltags noch bewähren. Das wird nicht leicht. Aber diese Chance sollten auch die Skeptiker dem neuen Paar AS Eupen - Aspire geben.
Manchester City gehört einem Investmentunternehmen aus dem Scheichtum Abu Dhabi und gewann in diesem Jahr die englische Meisterschaft. Der FC Chelsea gehört dem russischen Öl-Milliardär Roman Abramowitsch und gewann die UEFA Champions League. Und Inter Mailand gewann 2010 die Champions League ohne einen italienischen Spieler. Ich weiß, dass die Vergleiche hinken. Aber so ist das leider in unserer globalisierten Welt. Die AS Eupen sollte das Engagement aus Katar als Chance sehen. Vielleicht provitieren Verein und Stadt davon. Einen Neubeginn in der Promotion kann der Verein immer noch beginnen, sollten die Versprechungen der neuen Geldgeber nicht eingehalten werden.
Würden die hiesigen Medien -ohne Fehlinformationen zu liefern- berichten:
"Die AS EUPEN reduziert in der neuen Saison den Ausländeranteil seiner Profi-Abteilung von 18 auf 15 Spieler !"
...würden die gleichen Leute, die sich nicht für Fußball interessieren und dennoch -aus nicht nachvollziehbaren Gründen- meinen, sich unaufgefordert negativ zum Aspire-Projekt äußern zu müssen, der AS EUPEN mit Sicherheit bescheinigen, wieder auf dem ABSOLUT RICHTIGEN Weg zu sein.
Dass die "alte AS EUPEN" vor 276 zahlenden Zuschauern und drei gähnenden Maulwürfen unter schummrigem Flutlicht in einer uninteressanten Liga spielte, wird von den gleichen Medien leider nicht erwähnt und den ahnungslosen Kritikern vorenthalten.
Manchester City, FC Chelsea, Inter Mailand und... AS Eupen. 🙂
Vom Schuldenstandpunkt aus kann man diesen Neuanfang nur begrüßen, m.E. wirklich ein unerwarteter Glücksfall für Eupen. Aber machen wir uns keine Illusion: Eupen wurde nicht wegen unserer schönen Augen oder wegen der guten Luft gewählt, sondern weil das Projekt 1. Division - wie es nicht anders zu erwarten war - hier kläglich gescheitert ist, die AS am Boden liegt und die Qataris nun fast alle Fäden in die Hand bekommen. Das hat dann allerdings nicht mehr viel mit Eupen zu tun, aber wo ist das im Profifußball überhaupt noch der Fall? Wer sich aber für Fußball interessiert, dem werden wahrscheinlich interessante Spiele geboten und er wird sich auch mit einer solchen Mannschaft identifizieren und sich für sie begeistern können. Auch die Werbewirkung für Eupen könnte sich dadurch noch erhöhen, genauso wie die Auswirkungen für den Mittelstand.
Man muss nur einfach hoffen, dass jetzt alles gut geht und die Qataris uns nicht so bald wieder fallen lassen, fallen lassen müssen. Sonst sind wir ganz schnell wieder am selben desolaten Punkt wie zum Ende dieser Meisterschaft. Ich bin da aber eher optimistisch...
Ich persönlich bin kein Anhänger vom professionellen Fußball, kann aber der neuen Situation nun durchaus viel Positives abgewinnen, zumindest wirtschaftlich. Sollten die damaligen Optimisten unter den Verantwortlichen in Stadt und DG nun wirklich belohnt werden? Es ist m.E. fast unmöglich, dass sie so etwas vorhersehen konnten und sie eher die Gefahren damals nicht richtig eingeschätzt haben. Umso besser, wenn sich das Blatt nun vielleicht doch noch zum Guten wendet. "Croisons les doigts" und "Asche auf mein Haupt"...
P.S.: Sind wir damit eigentlich der erste belgische F-Verein in ausländischer Hand? Dann wären wir ja sogar auch Vorreiter in Sachen Globalisierung! Ich bin mir jedenfalls sicher, dass viele belgische Vereine uns z.Z. beneiden.