Ein Spaziergang mit der Mutter und der jüngsten Schwester um das Lager Elsenborn weckt Erinnerungen. Bei den Tagen der Offenen Tür auf dem Truppenübungsplatz ist Aurora zum ersten Mal mit dem Militär in Berührung gekommen. Schon als Kind war sie beeindruckt. "Ich glaube es war einfach die Uniform. Damals als kleines Kind war ich fasziniert davon und von den großen Gerätschaften der Luftwaffe."
Es wurde dann nicht die Luftwaffe, sondern die Marine. Weil Aurora die belgische und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, konnte sie wählen und hat sich für die Bundeswehr entschieden, "weil es für mich die beste Option war durch den Freiwilligenwehrdienst. Ich konnte mich entscheiden, ob ich sieben oder neun Monate machen möchte. Also das Prinzip, was auch in Belgien neu kommen wird. In Deutschland gab es außerdem mehr Möglichkeiten für mich, auch durch die Sprache. Dann hat man mir die Marine vorgeschlagen, und so bin ich zur Marine gekommen."
Die Familie musste sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen. Der Papa war stolz, sagt Aurora. Für die Mama war es ein mulmiges Gefühl: "Das war schon ungewohnt. Denn bei uns in der Familie ist niemand, der solch eine Berufslaufbahn eingeschlagen hat. Aber sie hat schon sehr früh davon gesprochen. Manchmal tat man das noch als Kinderträumerei ab, aber es hat sich herauskristallisiert. Und dann hat sie sich zuerst für ein Freiwilligen-Wehrdienstjahr gemeldet. Wir dachten, das ist eine gute Idee, dann kannst du mal gucken, wie das so ist und ob dir das gefällt. Danach kannst du dich dann immer noch festlegen."
Für sechs Jahre hat sich Aurora schließlich verpflichtet. Nach Stationen in Bremerhaven und Kiel ist sie jetzt in Wilhelmshaven stationiert – auf dem großen Versorgerschiff "Berlin". Im Heimathafen wie auf See hat sie einen genauen Arbeitsplan. "Ich bin viel im Büro und mache Personalmanagement. Wir üben auch oft Feuer oder Wasser im Schiff, damit wir im Training bleiben und immer für den Ernstfall bereit sind."
Ihre erste große Seefahrt hat Aurora gerade hinter sich. Fast vier Monate war sie mit der "Berlin" im Nordatlantik unterwegs. Eine besondere Erfahrung für die 22-Jährige. "Ich habe viele Länder und Städte gesehen. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Wir haben an vielen Übungen teilgenommen. Es war eine sehr schöne Tour für die erste große Tour."
250 Besatzungsmitglieder zählt die "Berlin". Die Frauen sind deutlich in der Minderheit. Für Aurora kein Problem: "Wir werden gleichgestellt wie Männer. Wir sind eine Kameradschaft, ein Schiff. Wir verstehen uns alle sehr gut, auch die Frauen untereinander. Wir müssen ja auch zusammenhalten als Frauen. Das hat super geklappt, auch mit den Männern zusammen."
Aus der Ferne hat Aurora Postkarten nach Elsenborn geschickt. Zu Hause war die Familie erleichtert, wenn es gute Nachrichten gab. Denn die Sorge bleibt und wird angesichts der angespannten weltpolitischen Lage nicht weniger, sagt Auroras Mutter: "Als Eltern macht man sich immer Sorgen, egal wo die Kinder sind. Aber man lernt mit der Zeit, damit klarzukommen. Denn sie sieht das ganz cool, sie macht ihren Job gerne."

Aurora sieht ihren Dienst ganz entspannt und kann ihm nur Vorteile abgewinnen – abgesehen von der Entfernung zwischen ihrem Heimatdorf und dem Stützpunkt in Norddeutschland. Sie habe viel gelernt. "Auch dass man Disziplin haben muss. Ich könnte im Urlaub zu Hause nicht mehr morgens bis 10 Uhr im Bett liegen bleiben. Man hat einen geregelten Alltag, man wird erwachsen."
Noch zwei Jahre ist Aurora als Soldatin auf Zeit verpflichtet. Mit einem Fernstudium Marketing baut sie sich parallel ein zweites Standbein auf. Wie es ab 2028 weitergeht, lässt sie noch offen. Ihr Fazit bis jetzt ist auf jeden Fall positiv: "Es war zu hundert Prozent die richtige Entscheidung. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit und vermisse sie jetzt schon im Urlaub. Es gibt jeden Tag etwas Neues, neue Erfahrungen und neue Herausforderungen."
Die nächste wartet schon. Nach dem Urlaub geht es im Januar wieder aufs Schiff und dann schon bald wieder raus auf See.
Michaela Brück