Auch bei dieser Sitzung des Lontzener Gemeinderates gab es zunächst eine Diskussion über das Protokoll der letzten Sitzung. Yannick Heuschen (Ecolo) forderte, im Protokoll anzumerken, dass die Sitzung vom 13. Oktober bereits um 19:58 Uhr begonnen habe und nicht, wie vorgesehen, um 20:00 Uhr. Auch ein kleiner Zeitraum wie zwei Minuten könnte einen großen Unterschied machen, wenn beispielsweise noch nicht alle Ratsmitglieder anwesend seien, so Heuschen.
Bürgermeister Patrick Thevissen (Energie) wies den Vorwurf einer möglichen Vorteilsnahme durch einen früheren Start der Sitzung zurück. Heuschens Antrag auf eine Anpassung des Protokolls wurde von der Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder abgelehnt.
Montzener und Dahlienstraße: AIDE-Projekt kommt ins Rollen
Für erneute Diskussionen im Gemeinderat sorgte auch das Großprojekt der Straßen- und Kanalisationsarbeiten an der Montzener Straße und der Dahlienstraße inklusive Bau einer Pumpstation. Nach der Enteignung eines Privatgrundstücks, das für die Bauarbeiten dringend gebraucht wurde, hat der Gemeinderat nun einstimmig die Vergabe der Arbeiten durch die AIDE beschlossen.
Die Gesamtkosten für die Arbeiten an der Montzener Straße und der Dahlienstraße betragen rund 3,4 Millionen Euro. 1,7 Millionen Euro trägt die Gemeinde. Auch die SPGE finanziert die Arbeiten mit. Rund 500.000 Euro wird die Gemeinde über einen Zeitraum von 20 Jahren zurückzahlen müssen.
Zwar stimmte die Union dem Beschluss zu, kritisierte jedoch die Entwicklung der vergangenen Jahre deutlich. Roger Franssen erklärte, dass die Kosten inzwischen doppelt so hoch seien wie man vor fünf Jahren geschätzt habe und kritisierte, dass das Projekt früher hätte umgesetzt werden müssen. Die Mehrheit wies jedoch darauf hin, dass die AIDE damals entschieden hatte, das Projekt noch nicht umzusetzen und nicht die Gemeinde. Anschließend habe die Flut weitere Probleme verursacht, mit denen die Interkommunale bis heute zu kämpfen habe. Dieser Umstand sei einer der Gründe für die Verzögerungen gewesen.
Franssen brachte zudem die zahlreichen Strom-, Telefon- und Glasfaserleitungen in dem Bereich zur Sprache und forderte, zu prüfen, ob im Rahmen der Bauarbeiten noch weitere Leitungen verlegt werden und wie mit dem "Kabelsalat" künftig umgegangen werden solle. Schöffe Werner Heeren (Energie) wies darauf hin, dass dieses Thema nicht mehr mit der AIDE diskutiert werden kann. Stattdessen schlug er vor, sich diesbezüglich an Ores zu wenden.
Kommunale Dotation der Hilfeleistungszone der DG
Die Dotation der Gemeinde an die Hilfeleistungszone der DG für 2026 wurde einstimmig auf 292.228,62 Euro festgelegt. Roger Franssen bat in diesem Zusammenhang darum, sicherzustellen, dass Vereine bei Veranstaltungen nicht durch zusätzliche Kosten, etwa für Zeltabnahmen oder ähnliche Interventionen der Feuerwehr belastet werden. Schöffe José Grommes (Energie) betonte, dass er einer ähnlichen Ansicht sei und Bürgermeister Patrick Thevissen schlug vor, eine entsprechende Mitteilung an den Zonenrat zu richten.
Rcycl bald auch für Altkleider zuständig?
Auch der Sperrmülldienst Rcycl war Thema im Gemeinderat. Im Rahmen der Genehmigung der Konvention für das Jahr 2026 und einer zukünftigen indexangepassten Preisentwicklung brachte Yannick Heuschen das Thema "Altkleidersammlung" zur Sprache. Da die Textilabholung sich aufgrund einer neuen EU-Richtlinie aktuell als überaus problematisch darstelle, und die zuständigen Organisationen überfordert seien, könne es hilfreich sein, über einen starken Partner wie Rcycl einen Bringservice für kaputte und nicht mehr verwendbare Textilien zu organisieren, so Heuschen. Das Gemeindekollegium zeigte sich offen für den Vorschlag.
Union enthält sich bei Baustellenkontrolle in Walhorn
Einer der wenigen Punkte, die am Mittwochabend nicht einstimmig beschlossen wurden, war die Beauftragung einer Baustellenkontrolle im Rahmen der geplanten Erweiterung der Gemeindeschule Walhorn. Als Antwort auf die öffentliche Ausschreibung war nur ein einziges Angebot eingegangen. Dieses lag mit insgesamt 68.461 Euro über der vorangegangen Kostenschätzung. Zwar habe die Gemeinde den Preis im Dialog noch um zwei Prozent senken können, dennoch müsse man in den sauren Apfel beißen, wenn man sicherstellen wolle, dass die Bezuschussung des Projektes nicht in Gefahr gerate, so Thevissen. 80 Prozent der Kosten werden von der Deutschsprachigen Gemeinschaft bezuschusst, 20 Prozent trägt die Gemeinde. Union enthielt sich von der Abstimmung, der restliche Gemeinderat stimmte für die Genehmigung der Kosten.
Drei Fragen auf der Tagesordnung
Ratsmitglied Pascal Köttgen (Union) fragte nach dem geplanten Radweg, der Lontzen künftig mit Eupen und Raeren verbinden soll. Damit die beiden Teilstrecken zusammengeführt werden können, müsste in Walhorn die Gasse "Langmüs" ausgebaut werden. Köttgen erkundigte sich, ob sich die Gemeinde grundsätzlich dem überregionalen Radnetz anschließen will und ob bereits konkrete Planungen bestehen.
Schöffe Werner Heeren betonte, dass die Gasse bereits als Radweg nutzbar sei und eine Anpassung an das Radwegenetz der Nachbarorte umfassende Veränderungern und gegbenenfalls auch Kosten mit sich zöge. Außerdem seien die Radwege in Raeren und Eupen durch verschiedene Anträge bezuschusst worden, welche die Gemeinde Lontzen nicht unmittelbar vorsehe. Köttgen schloss mit dem Argument, dass ein guter Radweg dazu beitrage, schwache Verkehrsteilnehmer von der Hauptverkehrsachse zu entfernen und so zur Verkehrssicherheit beizutragen.
Die nächtliche Abschaltung der Straßenbeleuchtung ab Mitternacht, die vor einigen Jahren aus Kostengründen eingeführt wurde, war Thema der zweiten Anfrage. Roger Franssen regte an, diese Maßnahme angesichts sinkender Energiepreise und moderner LED-Technik zu überdenken. Er schlug vor, die Bevölkerung in die Diskussion einzubeziehen und das Thema in einem Ausschuss zu behandeln.
An dieser Stelle betonte Patrick Thevissen, dass die Gemeinde Lontzen an den Stromkreislauf von Kelmis und Eupen angeschlossen ist und die Orte sich dementsprechend aneinander orientieren. Eine gemeindeübergreifende Entscheidung, ob die Lampen an oder aus bleiben, habe es bislang nicht gegeben. In der Theorie sei eine autonome Lösung jedoch mit entsprechendem technischen und finanziellen Aufwand möglich.
Eine dritte Frage kam von Yannick Heuschen. Er verwies auf eine Entscheidung der Stadt Lüttich, künftig automatische Kassen in Supermärkten zu besteuern, um Arbeitsplätze zu sichern und lokale Geschäfte zu unterstützen. Heuschen wollte wissen, ob sich das Lontzener Gemeindekollegium vorstellen kann, ein ähnliches Modell einzuführen.
José Grommes identifizierte in dem Vorschlag positive und negative Seiten und betonte, dass einige Faktoren geklärt werden müssten. Zum Beispiel gebe es nur wenige Geschäfte in der Gemeinde, die auf automatische Kassen zurückgriffen. Nichtsdestotrotz zeigte Grommes sich für einen weiteren Austausch offen und forderte die Fraktionen des Gemeinderates auf, sich für die nächste Sitzung Gedanken zu dem Thema zu machen.
Lindsay Ahn