Anfang 2025 hat die Wallonische Region die Subsidien für die Sammlung und Weiterverarbeitung von Plastik gestrichen. Es waren 1.275 Euro pro Gemeinde, auch im deutschsprachigen Gebiet. Viele Gemeinden gaben bisher ebenfalls Zuschüsse und nahmen die Sparmaßnahme der Region zum Anlass, auch ihre eigenen Subsidien zu streichen. Resultat: Die Landwirte bleiben auf den Kosten für die Entsorgung sitzen und müssen weitere Wege in Kauf nehmen, um Plastik wegzubringen.
Für Ingrid Mertes, Geschäftsführerin vom Bauernbund, ist die Diskussion um die Kosten zwar für die Bauern ein wichtiger Faktor, verdeckt aber das gesellschaftliche Problem dahinter: “Die Wallonische Region sagt, sie hört auf, das System zu stützen. Dann muss man sich die Frage stellen: Ist die Wertstoffnutzung gescheitert? Ist dieser hochwertige und homogene Plastik überhaupt noch gewünscht? Und soll man mit dem System weitermachen? Was wir stattdessen hören ist nur: Es kostet jetzt so und so viel. Aber einen Preis auf etwas zu setzen, was vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist, das ist für mich der falsche Reflex."

Plastik wird an vielen Stellen eines Hofs gebraucht. Kanister, Thermofolien oder Siloplanen sind Teil des Systems. Da sind Bauernhöfe nicht anders als andere Unternehmen. Das war auch das Argument der Wallonischen Region, um die Subsidien abzuschaffen. Es handle sich hier um Unternehmensabfälle und deren Entsorgung würde bei anderen Unternehmen auch nicht unterstützt, sagte der zuständige Minister im wallonischen Parlament.
Ingrid Mertes sieht das anders: "Es wird nur als Profit betrachtet. Was an Arbeit dahintersteckt, über ein ganzes Jahr den Plastik sauber und trocken zu halten und zu lagern, das wird nicht betrachtet. Ich bin überzeugt, dass mancher Betrieb sich sagt, jetzt brauche ich mich damit nicht mehr herumzuschlagen. Jetzt kann ich den Plastik, wie jedes andere Unternehmen, wöchentlich oder monatlich entsorgen und bin das Zeug und diese ganze Sortiererei los."
Da viele Bauern aktuell nicht auf den Plastik verzichten können, plädiert der Bauernbund dafür, vom Kauf an die spätere Nutzung oder Entsorgung mitzudenken. "Der Bauernbund würde es sehr unterstützen, wenn es ein System gäbe wie für die Batterien, wo man sagt, im Kaufpreis ist die Zurückführung schon integriert. Das ist die eine Piste. Die andere Piste ist, wenn es keinen Markt dafür geben sollte, dass man es auch nicht mehr als Wertstoff betrachtet, sondern als Abfall und den Plastik in die Abfallentsorgung führt."
Genau das passiert auch aktuell auf vielen Bauernhöfen. Statt den sortierten und gesäuberten Plastik in Wertstoffhöfen zu sammeln, nehmen viele Bauern jetzt Container in Anspruch, die auf dem Hof stehen und regelmäßig geleert werden.
Aus Wertstoffen für die Recyclingindustrie wird so - zugespitzt gesagt - weiterer Plastikmüll, der unseren Planeten belastet. Die Bauern tragen hier nicht die Schuld, sondern nicht-konzertierte und kurzsichtige politische Entscheidungen.
Vielleicht muss erst der Erdölpreis wieder steigen und Plastik teurer werden, bis die zahlreichen Tonnen Plastikmüll wieder als Wertstoff interessant werden.
Anne Kelleter