Wer Unterstützung braucht, muss meistens seine Wohnung verlassen. Psychiater, Kliniken, Therapiezentren, begleitete Wohngemeinschaften - sie alle verlangen einen Ortswechsel. Was ist aber, wenn die Begleitung nach Hause kommt? "Man bekommt nochmal einen anderen Einblick in das Leben der Menschen. Wir sehen besser die Schwierigkeiten in ihren Lebenssituationen. Zum Beispiel ein beengter Lebensraum oder keine Privatsphäre, weil noch andere Menschen im Haushalt leben. Oder begrenzte finanzielle Möglichkeiten. Das gibt uns einen Einblick, wie ihr Alltag aussieht", sagt die therapeutische Direktorin des BTZ, Alexandra Nols.
Ganz wichtig: die Begleitung Zuhause ist keine Therapie. Es geht darum, die Person im Alltag zu unterstützen. Das geschieht nach den Wünschen des Klienten und kann ganz unterschiedlich aussehen. Manche brauchen Hilfe, ihren Alltag zu strukturieren, manche wollen eine Arbeit finden oder wieder mehr soziale Kontakte haben. So können sie Rückfällen vorbeugen oder lernen, mit ihrer Krankheit besser zu leben. "Unser Motto ist 'So viel wie nötig, so wenig wie möglich', weil wir die Menschen ja in ihrer Autonomie und in ihrer Selbstbestimmung unterstützen wollen. In der Regel reicht es, wenn wir mit einem Besuch pro Woche anfangen und später dann alle 14 Tage oder sogar nur einmal alle zwei Monate vorbeikommen", erklärt Nols.
Wer den Dienst in Anspruch nehmen will, muss seine Tür öffnen. In vielerlei Hinsicht. Oft ist genau das eine Hürde. Viele Betroffene schämen sich ihrer Lebensumstände, wollen lieber niemanden hinter die Fassade schauen lassen. Außerdem muss die Person die Begleitung auch wollen, also muss auch im Kopf die Tür offen sein. "Für viele Menschen ist es ein sehr großer Schritt, jemanden in seine Privatsphäre einzulassen. Dazu müssen wir ein Vertrauensverhältnis mit unseren Klienten aufbauen. Das bedeutet, wir zeigen uns empathisch, mitfühlend, aber dennoch professionell. Manche Situationen treffen einen natürlich auch persönlich. Deshalb haben wir Supervision, um über schwierige Situationen zu reden."
Aktuell umfasst das Team des Begleitdienstes fünf Personen, die in der ganzen DG und bei deutschsprachigen Klienten auch in den Randgemeinden unterwegs sind. Letztes Jahr haben sie mehr als 1.200 Hausbesuche gemacht. "Wir haben nicht nur eine Erfolgsgeschichte, sondern eine ganze Reihe und die sind auch wichtig, um diese Arbeit machen zu können. Es ist schon eine sehr belastende Arbeit und ein Erfolgserlebnis ist, wenn wir merken, dass ein Mensch, der in einer sehr krisenhaften Situation ist, wieder Fuß fassen kann, Stabilität erreicht. Das sind so die kleinen Erfolgserlebnisse, die wir im Alltag haben." Manche Klienten bleiben nur wenige Monate, manche auch Jahrzehnte - immer noch nach dem Motto "So viel wie nötig, so wenig wie möglich".
Der Begleitdienst des BTZ richtet sich an Personen ab 18 Jahren, die an einer psychiatrischen Erkrankung oder an chronischem Suchtverhalten leiden. Voraussetzung ist, in der DG oder einer ihrer Randgemeinden zu wohnen und bei einem Psychiater in Behandlung zu sein.
Wenn ihr Kontakt mit dem psychologischen Begleitdienst des BTZ aufnehmen möchtet, könnt ihr das per Telefon unter der Nummer 087/14.01.80 oder per Mail an pbegleitdienst@btzentrum.be machen. Die Mitarbeiterinnen melden sich dann bei euch, um einen ersten Gesprächstermin auszumachen.
Anne Kelleter