Seit diesem Jahr gibt es in Belgien zwar auch einen zusätzlichen neuen Grippeimpfstoff: Fluad. Versetzt mit einem sogenannten Adjuvanten wird die Wirkung des Impfstoffes verstärkt. So ohne Weiteres verabreicht die Apotheke diesen neuen Impfstoff aber nicht. Wer ihn bekommen darf, ist streng festgelegt.
"Hier reden wir von Personen, die im hohen Alter sind und bei denen eine sogenannte Immunoseneszenz vorliegt. Das ist eine Bevölkerungsgruppe, die nicht mehr so ein gut funktionierendes Immunsystem hat und bei der nach Impfungen nicht mehr gut Antikörper produziert werden", erklärt sagt Apotheker Ralph Mertens. "Wir reden über Menschen, die in Richtung 75 oder 80 Jahre gehen und die im Altersheim sind und vor allen Dingen in der ersten Phase noch eine zusätzliche Krankheit haben - sei es Chemotherapie, Krebs, Diabetes, und so weiter."
Bei den Impfungen greift die Apotheke Mertens daher fast ausschließlich auf den gängigen Impfstoff Influvac zurück. Das liegt vor allem daran, dass Fluad noch nicht lange auf dem Markt ist: Die Mengen sind begrenzt, zudem seien bislang nur wenige Studien durchgeführt worden, die die Wirksamkeit für die gesamte Bevölkerung bestätigen würden. Viel stärker sei der neue Impfstoff nicht.
"Der gängige Grippeimpfstoff kommt auf eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent. Bei Fluad sind es 75 bis 80 Prozent. Da ist etwas Besserung da, allerdings nicht so, dass man meint, die neue Impfung wäre zehnmal besser. Das ist nicht der Fall. Wer mehr Impfstoff möchte, muss natürlich auch mit stärkeren Nebenwirkungen rechnen - zum Beispiel eine stärkere lokale allergische Reaktion. Aber das muss noch besser im Auge behalten werden." Sollte sich die gute Wirksamkeit in weiteren Studien bestätigen, werde der Impfstoff voraussichtlich im nächsten Jahr bei mehr Menschen eingesetzt werden.
Der Terminkalender der Apotheke ist gut gefüllt. Neben der Grippeimpfung steht auch die Corona-Impfung weiterhin hoch im Kurs. In den vergangenen zwei Jahren wurde die Impfung 200 Mal verabreicht.
"Man stellt schon fest, dass die Menschen, die man schon einmal geimpft hat, auch wiederkommen. Das spricht sich auch ein bisschen rum. Als die Impfkampagnen in den Apotheken gestartet sind, war die Hauptidee nicht, dem Arzt die Arbeit abzunehmen, sondern die Impfquote in Belgien zu erhöhen. Wir lagen unter dem europäischen Durchschnitt und deshalb wurden die Apotheken hinzugezogen. Tendenziell ist es steigend."
Die meisten Patienten sind Teil der generellen Risikogruppe (ab 65 Jahre), aber auch jüngere Menschen nehmen Termine in Anspruch. "Wir starten ab 16 Jahren, aber da kommen auch andere Gesundheitsfaktoren hinzu. Jeder, der einen gewissen Risikofaktor hat, soll sich auch gegen die Grippe impfen. Da kommen Diabetes, zu hoher Blutdruck, Immunschwäche oder andere Krankheiten hinzu. Das macht doch schon einen großen Teil der Bevölkerung aus und deshalb sind wir da doch schon ganz gut mit beschäftigt."
Lindsay Ahn