Zahlreich waren die Interessierten in den Bergscheider Hof gekommen. Was unternimmt die Gemeinde Raeren im Hochwasserschutz und was will sie künftig zusätzlich tun? Die meisten Experten sind sich einig: Ereignisse wie im Juli 2021 können sich nicht nur wiederholen, sondern das wird wohl auch schneller der Fall sein als viele denken.
Deswegen hänge er den Hochwasserschutz in der Reihe der vielen politischen Themen auch recht hoch, betont Raerens Bürgermeister Mario Pitz: "Man kann schon erahnen, dass es keine 50 Jahre mehr dauert, ehe wir das nächste Hochwasser dieses Ausmaßes haben. Viele Landwirte machen mit Messröhrchen private Messungen. Und daraus geht auch hervor, dass die Jahresregenmenge vielleicht nicht ansteigt, aber die Konzentration der Regenfälle wird immer enger. Das heißt: Auf viel weniger Zeit fällt der Jahresregen. Das ruft natürlich Situationen hervor, die gefährlich sein können. Deswegen halt auch die hohe Priorisierung dieses Anliegens."
Und dazu gehören vor allem auch vorbeugende Maßnahmen. Rückhaltebecken können helfen. Das verdeutlichte Florian Gallo. Im Auftrag der Gemeinde Raeren hat der Mitarbeiter des Studienbüros Ingeo aus Verviers die Lage im Bereich des Periolbachs und des Iterbachs analysiert.
"Ein Rückhaltebecken hilft bei Hochwasser, weil es ermöglicht, das Wasser eine Zeit lang zu stocken und dann gedrosselt wieder durch ein Drosselbauwerk in den Bachlauf einzuleiten", so Gallo.
Vier bereits bestehende Rückhaltebecken sind in den vergangenen Jahren saniert worden, sagt Raerens Bürgermeister Mario Pitz. Drei zusätzliche sollen kommen - gewiss keine kleine Investition:
"Ich hoffe, dass wir da unter der Millionengrenze bleiben. Ich denke, es wird nicht viel im Relief verändert werden", sagt Pitz. "Die Flächen bleiben gleich, die bleiben landwirtschaftlich nutzbar. Nur der Wall an sich wird aus Erde hergestellt. Die Herstellung ist eigentlich noch die kürzeste Zeitdauer. Da sind noch einige Genehmigungsverfahren zu durchlaufen. Das Ganze soll sich möglichst harmonisch ins Umfeld einfügen. Die Landwirtschaft wird mit einbezogen - die Eigentümer natürlich. Da ist auch mit dem einen oder anderen zu regeln: Wie machen wir das?"
Die Ereignisse vom Juli 2021 haben viele Personen und Institutionen in Sachen Hochwasser wachgerüttelt. Das hat auch Florian Gallo festgestellt: "Wir als Studienbüro bei Ingeo merken auf jeden Fall, dass immer mehr Anfragen seitens der Gemeinden in der ganzen Wallonie bei uns eintreffen. Und auch ich persönlich habe schon an mehreren Projekten dieser Art gearbeitet."
"Die Gemeinde will nichts umsonst"
Eine weitere Erkenntnis der Informationsveranstaltung in Raeren: In Sachen Hochwasserschutz sind nicht nur die Gemeinden gefragt, sondern auch die Bevölkerung. Mario Pitz nennt ein Beispiel:
"Kanalrückschlagklappen: Die sind nicht Vorschrift, aber sehr nützlich. Das sind so Dinge, die versuchen wir dann den Anwohnern von Gefahrenzonen ins Gedächtnis zu rufen. Und was die zweite Sache ist: Man muss natürlich Wege finden, die Anwohner, die Nutzer und Eigentümer der Grundstücke ins Boot zu bekommen. Die Gemeinde will nichts umsonst. Wenn eine Ernte durch Hochwasser vernichtet wird, weil wir da unser Regenrückhaltebecken haben, müssen wir auf irgendeinem Wege die Ernte entsprechend entschädigen."
Und dennoch: Trotz aller Vorbeugemaßnahmen und aller Bemühungen gibt es keinen vollständigen Schutz, erläutert Gallo. "Bei unseren Berechnungen basieren wir uns immer auf Statistiken. Und solche Ereignisse wie 2021 sprengen praktisch die Statistik."
Moritz Korff