Auf der zentralen Place Guillaume II (im Volksmund wird der Platz "Knuedler" genannt) herrscht gespannte Erwartung: Gleich soll hier das neue großherzogliche Paar Guillaume und Stéphanie ein Bad in der Menge nehmen - die Gelegenheit, ihnen so nahe zu kommen wie vielleicht nie (wobei die Nähe in einem kleinen Land wie Luxemburg einfach dazugehört).
Tausende Menschen aller Couleur schwenken die Papierfähnchen in den Nationalfarben Rot, Weiß und Hellblau. Dazu ein buntes Gemisch von Sprachen, sozusagen ein Spiegelbild der ausgesprochen vielfältigen Luxemburger Gesellschaft ... und auffällig viele junge Menschen: "Wir finden, das ist ein großes Event für unser Land. Und wir haben frei von der Schule bekommen." "Es ist immer gut, Neues zu haben und einen neuen Grand Duc zu haben."
Ein paar Meter weiter ist Luca Roettgers ein gefragter Gesprächspartner. Mit Luxemburger Flagge und einer Krawatte mit Wappen in den Landesfarben sticht er aus der bunten Menge hervor: "Es bedeutet mir sehr viel. Es ist ein historischer Tag. Ein Thronwechsel erlebt man nicht so oft. Luxemburg im Allgemeinen bedeutet mir persönlich sehr viel. Wir sind das letzte Großherzogtum auf der Welt. Als gesagt wurde, man könnte sich als Schüler frei fragen für Freitag, war es für mich also ein No-Brainer, dass ich hier auftauchen würde. Es bedeutet mir einfach viel, dass man sieht, dass die Monarchie im Wandel ist und dass sie wahrscheinlich jetzt mehr auf die Jugend eingehen wird, mehr ans Volk rücken wird und damit hoffentlich auch wieder populärer wird."
Bei seiner Antrittsrede hat sich Großherzog Guillaume vorher ausdrücklich an die Jugend gerichtet. Sie stehe vor besonderen Herausforderungen angesichts der Revolution durch die Künstliche Intelligenz: "Als Präsident der Nationalen Schülerkonferenz kann ich bei den Herausforderungen nur zustimmen. Ich meine, er sieht es noch mal ein bisschen anders. Er sieht es als Vater von zwei kleinen Kindern, die von Anfang an im digitalen Zeitalter aufwachsen. Es gibt private Hürden, schulische Hürden. Ich denke, dass wir aber mit ihm an der Spitze das relativ gut meistern werden können. Dass er Luxemburg durch solche Challenges gut führen wird."
Mitunter sind die Gäste zu diesem besonderen Anlass von weither nach Luxemburg angereist: "Also ich bin ursprünglich aus Luxemburg, lebe jetzt in Österreich und habe meine Freundin Carmen eingeladen, dass sie den Tag mit mir erlebt, heute in Luxemburg." "Also für mich war das jetzt auch so besonders. So nah dabei zu sein. Das fand ich sehr ungewöhnlich. Wir waren nämlich in London auch bei der Krönung von King Charles, und das war natürlich nicht so nahbar zum Erleben. Da waren wir weiter weg vom Balkon."
An diesem Tag jedenfalls möchte niemand die (konstitutionelle) Monarchie missen: "Ich finde sie sehr sympathisch, den neuen Großherzog und seine Frau. Und ich finde unser System gut."
Gerührt hat viele Zuschauer beim Public Viewing eine Szene aus der Vereidigungszeremonie im Parlament, wo nur ein erlesenes Publikum Zugang hatte: und zwar wie der kleine Charles das formale Procedere tapfer über sich ergehen ließ. Er ist mit seinen fünf Jahren jetzt Erbgroßherzog. Ein "Trounwiessel" käme auf ihn aber frühestens wieder mit 18 zu.
Stephan Pesch