Knapp 500 Gäste sind in die Karolingerhalle gekommen, unter ihnen die Bürgermeister der belgischen Nachbargemeinden Büllingen, St. Vith und Burg-Reuland, aber natürlich auch Vertreter der 44 Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Prüm, von anderen Verbandsgemeinden, von Landkreisen und von der rheinland-pfälzischen Landesregierung, von Sozialorganisationen, Wirtschaftsinitiativen, Tourismusverbänden und Kulturträgern.
Das alles zeigt den Wirkungskreis von Aloysius Söhngen in der Verbandsgemeinde Prüm und weit darüber hinaus. Immerhin hat der gebürtige Westerwälder praktisch sein halbes Leben hier verbracht. "Also so groß ist der Unterschied zwischen Westerwald und Eifel nicht. Es sind beides Mittelgebirge. Das Klima ist ein bisschen rauer. Die Leute sind nicht ganz so spontan wie im Rheinland, aber verlässlich." Und davon konnte sich Aloysius Söhngen nun wirklich ein Bild machen, seit der CDU-Politiker Mitte 1991 zum hauptamtlichen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm gewählt wurde.
Bei der später eingeführten Urwahl kam er 2001, 2009 und 2017 (ohne Gegenkandidat) jeweils auf mehr als 80 Prozent der Stimmen. In diesem Frühjahr durfte er aus Altersgründen nicht wieder antreten: Söhngen ist inzwischen 69.
Gewählt wurde Alleinkandidat Johannes Reuschen, der seit 2019 Prümer Stadtbürgermeister ist. Die Arbeit in der Kommunalverwaltung hat er von der Pike auf gelernt. "Durch die Ausbildung drei Jahre lang. Dann war ich zwei Jahre als Verwaltungsfachangestellter beschäftigt und habe dann Jura studiert, was auch sehr artverwandt ist. Zumindest die technische Seite kenne ich sehr gut. Ich maße mir aber nicht an, schon alles zu wissen. Ganz sicher nicht. Ich werde noch viel lernen."
Mit seinen 38 Jahren, sagt Johannes Reuschen, gebe es für ihn bislang ja keinen anderen Verbandsbürgermeister als Aloysius Söhngen. "Er hat vor 34 Jahren angefangen, da war ich vier Jahre alt. Ich kenne niemand anderen als ihn. Deswegen wird er mir schon ein bisschen fehlen. Ich werde ihn hier und da vermissen, da bin ich mir ganz sicher."
In der ein oder anderen Hinsicht könne der Vorgänger ja auch ein Vorbild sein. "Ich schaue mir von ihm auf jeden Fall seine Disziplin ab, die er immer bewiesen hat. Das habe ich bewundert, wie er die Termine wahrnimmt, einfach da ist für seine Bevölkerung", so Reuschen.

Disziplin, Demut, Durchsetzungsvermögen - das seien Qualitäten von Aloysius Söhngen, sagte Johannes Reuschen bei seiner Würdigung zum Abschied. Der so Geehrte selbst überlässt es lieber anderen, ihn zu beurteilen. Er gibt aber zu, dass sein Humor ihm auch im Amt sehr hilfreich war. "Das ist mir einfach als Lebenseinstellung wichtig: Du brauchst etwas Humor, du musst Abstand zu dir selbst haben. Du bist nicht der, der die Welt rettet, aber du kannst ein klein bisschen dabei mithelfen. Manchmal muss man seine eigene Bedeutung deutlich in Frage stellen."
Bleibt am Ende noch die Frage nach der Aussprache seines traditionsbewussten Vornamens. "Mein Vater hat mich 'Al-Wi-Sius' genannt. Das ist die rheinische Version. Die Bayern sagen 'A-Loy-Sius'. Und es schreibt sich ja auch Aloysius." Genau so lieb sei ihm aber die von vielen Eifelern gewählte Kurzform "Alois". Bodenständig halt.
Stephan Pesch
34 Jahre im gleichen politischen Amt sollte doch eher die Ausnahme bleiben. Das hier sollte ein mahnendes Beispiel sein.