"Ich habe jetzt mehr zu tun als vorher", lacht Tobias Boffenrath, der im Frühjahr seine Käserei geschlossen hat. Er kümmert sich jetzt um den Hof der Familie mit 120 Milchkühen und Aufzucht. "Mein Vater wollte jetzt mit 70 Jahren auch mal etwas kürzer treten."
"Es muss sich alles noch einpendeln. Ich habe noch keine Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, ob mir das Käsen fehlt." Auf seinen Käse braucht er jedenfalls nicht zu verzichten, denn seine Rezepte sind weitergewandert: Andreas Keul (Le Valèt) hat den Göhltaler übernommen, Jürgen Reinertz (Käsanova) den Francistaler. Beide produzieren bei Le Valèt in Schoppen.
Die Übergabe ist zwei Monate her, jetzt ist der erste Käse fertig - pünktlich zum "Saisonstart". "Wenn die Temperaturen sinken und es ein paar Tage hintereinander unter 15 Grad ist, bekommen die Leute Lust auf Käse. Dann klingelt das Telefon und die Bestellungen kommen rein, vor allem auch von den Restaurants."
Bis in den Januar hinein ist Hochsaison, ab Februar sinkt die Nachfrage. "Ich habe Weihnachten und Silvester immer geopfert, weil dann so viele Leute Käse bei mir abholen kamen", sagt Tobias Boffenrath. "Das wird dieses Jahr wahrscheinlich dann etwas entspannter."
Die drei haben sich am Mittwochabend in Eupen getroffen, um den ersten Göhltaler und Francistaler aus Schoppen anzuschneiden und zu probieren. "Er kann natürlich nicht ganz so gut sein wie das Original", grinst Jürgen Reinertz. "Aber ich hoffe, dass er doch sehr nah dran kommt."
"Handwerklich gemachte Produkte schmecken sowieso immer leicht anders", ergänzt Andreas Keul. "Das hängt natürlich auch immer von der Jahreszeit ab. Wenn die Kühe Löwenzahn gefressen haben, sieht man das ganz deutlich an der Farbe vom Käse. Durch den Umzug kommt hier dann noch hinzu: Es ist eine andere Milch, ein anderer Reifekeller."
Der Göhltaler wird einmal pro Woche hergestellt, aus 200 Litern Milch macht Andreas Keul 20 Kilo Käse. Jürgen Reinertz produziert zwei bis drei Mal im Monat auch 20 Kilo Francistaler. Die ersten Laibe werden Ende der Woche an die Restaurants ausgeliefert.
Auf den ersten Anschnitt sind die drei sehr gespannt. Reinertz ist noch nicht ganz mit der Porung seines Francistalers zufrieden. Aber wie schmeckt der Käse? "Er ist sehr ähnlich", sind sich alle drei einig. Beim Francistaler ist natürlich der Wacholder sehr dominant. Das Urteil von Tobias Boffenrath ist jedenfalls eindeutig: "Also ich bin sehr zufrieden mit den beiden."
Katrin Margraff