“Wir haben früher mehr angeboten, aber seitdem wir klar sagen, dass wir nicht dazu da sind, die Körbe zu füllen, ist das Interesse auch nicht mehr so groß”, sagt Sarah Pieper. Sie ist Naturführerin bei Natagora und veranstaltet seit Jahren Seminare und Wanderungen rund um das Thema Pilze. Auch wenn Natagora deren Anzahl reduziert hat, sprießen ähnliche Seminare nicht nur in der DG in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Und das Interesse daran ist groß.
Für Sarah Pieper sind aber nicht die Seminare das Problem. "Die tragen eher zur Aufklärung bei. Das Problem ist meiner Meinung nach, dass die Leute etwas zu gierig sind. Ein Speisepilz in der Pfanne ist was Besonderes und da sind die Leute wohl etwas verfressen."
Und diese Verfressenheit schadet dem Wald, sagt der Forstamtsleiter Elsenborn, René Dahmen "Das Problem ist, wenn man wirklich alles absammelt, also auch die alten Pilze, werden die Pilze weniger. Bei uns ist das zum Glück noch nicht so stark der Fall aber es gibt Gegenden in Deutschland oder Österreich, da ist die Biodiversität schon deutlich gesunken."
Die vielen Sammler beeinträchtigen auch die Wildruhe und somit schlimmstenfalls das biologische Gleichgewicht im Wald. Um dagegen anzugehen, führen die Forstämter der Region während der Saison gezielte Kontrollen durch und hängen Infoschilder an den Waldeingängen auf, auf denen die geltenden Regeln stehen.
"In Belgien ist die maximal erlaubte Menge, die man pro Tag ernten darf, ein Zehn-Liter-Eimer. Das entspricht so ungefähr 30 normal großen Steinpilzen."
Gesammelt werden darf von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, nicht im Privatwald und nicht in Naturschutzgebieten. Wer dagegen verstößt, bekommt ein Bußgeld von 150 Euro. Bei jedem weiteren Verstoß wird das Bußgeld verdoppelt.
Ein Phänomen, welches den Förstern in den letzten Jahren zunehmend Sorgen macht, sind sogenannte Pilzbanden. Da in den Nachbarregionen Pilze sammeln entweder verboten - oder wesentlich strikter geregelt - ist, kommen diese Banden in die Wallonie. Sie sammeln oft für gewerbliche Zwecke und gehen dabei recht rücksichtslos mit der Natur um.
"In unserer Gegend sind noch nicht viele Banden geschnappt worden, aber im Inland ist das Problem in gewissen Gemeinden so akut, dass per Gesetz nur noch die Einwohner der Gemeinde im Wald Pilze sammeln dürfen."
In der DG ist das Phänomen im Norden stärker ausgeprägt als im Süden. Wie viele solcher Verstöße es gibt, ist aber schwer zu erfassen, da die Forstämter an Personalmangel leiden und die Banden deshalb oft nicht geschnappt werden.
Naturschützerin Sarah Pieper legt deshalb in ihren Seminaren besonders viel Wert auf Aufklärung, damit möglichst viele Menschen beim Sammeln nicht nur an ihren Magen, sondern auch an den Wald denken. "Ich würde mir wünschen, dass die Menschen bewusster vorgehen und vorsichtiger handeln. Vor allem alte Pilze sollte man stehen lassen, damit wir auch in den nächsten Jahren noch welche sammeln können."
Anne Kelleter