Seit der ersten Ausgabe des Fachkräftebarometers im Jahr 2018 hat sich an der angespannten Lage in der DG nur wenig geändert. Auch bei der letzten Erhebung gaben rund 90 Prozent der befragten Betriebe in der DG an, teils große Schwierigkeiten bei der Suche nach Fachkräften zu haben.
"Sei es Bau oder Baunebengewerbe, sei es Handel, sei es verarbeitendes Gewerbe, der Gesundheitssektor: Überall ist der Leidensdruck, Fachkräfte zu finden, sehr hoch. Was natürlich auch heraussticht ist, dass die Arbeitnehmer keine Lehrlinge finden", erklärt Mike Leusch vom Wirtschafts- und Sozialrat Ostbelgien.
Für die Arbeitgeber in der DG haben diese Ergebnisse mitunter drastische Folgen. "Bei vielen Betrieben entsteht durch den Fachkräftemangel Mehrarbeit in der bestehenden Belegschaft. Dadurch wurden Wachstumschancen oft nicht genutzt. Ganze acht Prozent der Arbeitgeber haben angegeben, dass sie wegen des Fachkräftemangels eine Unternehmensverlagerung planen. Das ist natürlich der drastischste Schritt, den man in der Situation gehen kann. Klar, acht Prozent klingen nicht nach viel, aber das sind schockierende Zahlen."
Trotz des akuten Mangels lehnt die Mehrheit der Unternehmen nach wie vor ab, Langzeitarbeitslose einzustellen - über 70 Prozent sprechen sich dagegen aus. Ähnliche Zahlen gibt es auch gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen - viele Betriebe geben an, keine Einsatzmöglichkeiten für die Gruppen zu sehen. Gerade im Kontext der Arbeitsmarktreform, die vor allem vorsieht, Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, steigt der Druck stark an.
"Es handelt sich um eine sehr große Zielgruppe und die Akzeptanz ist da sehr gering. Einige Betriebe haben angegeben, schon Erfahrungen mit Langzeitarbeitslosen gemacht zu haben, aber eben aufgrund dieser Erfahrungen keine Menschen mehr aus dieser Gruppe einstellen zu wollen", erklärt Ratssekretär Stephan Mathieu.
"Ich stelle mir da selbst die Frage, warum das nicht gepasst hat. War der Ausbildungsbedarf für den Arbeitgeber zu groß? Haben die Profile oder die Erwartungen nicht gepasst? Wir können das in der Untersuchung leider nicht so detailliert erfragen, aber es wäre schon sehr wichtig, dieses Paradox in Zukunft aufzuarbeiten."
Genau andersrum sieht es bei älteren Arbeitnehmern oder Fachkräften aus dem Ausland aus. Viele Betriebe sehen hier Potenzial. Aus Sicht des Wirtschafts- und Sozialrats ein wichtiger Ansatzpunkt im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Mögliche Strategien und Lösungsansätze stellt der Rat regelmäßig in Konzertierungssitzungen mit der DG-Regierung vor.
Die Umsetzung der Maßnahmen liege aber in den Händen der Politik. "Wir haben Vorschläge gemacht, das ist alles Theorie in unserem Barometer, und wir brauchen jetzt die Praxis. Und man muss sich überlegen: Was kann man als DG machen, und wo kann man sich vielleicht auch an andere Regionen anhängen, die irgendwo gezielt Fachkräfte finden? Ich kann da für den ganzen WSR sprechen, wir verspüren eine gewisse Ungeduld, dass wir da bald mal konkret anfangen."
Den perfekten Plan gegen den Fachkräftemangel werde es von heute auf morgen wohl nicht geben. Der WSR sei aber bereit, auch in Kooperation mit anderen Institutionen, voranzugehen und Projekte auf den Weg zu bringen.
Lindsay Ahn
Hausgemachtes Problem. Fachkräfte gibt es genug, aber es sind die Unternehmen, die eine falsche Denkweise haben.
Wer z.B. beim ADG eine Umschulung macht, bekommt keine Chance, weil "Erfahrung" fehlt, weil man "zu alt" ist mit 50, weil man langzeitarbeitlos ist und niemand fragt " warum?
Wo sind alle Gesellen und Meister hin, die in den letzten Jahren ausgebildet wurden?
Das Problem des angeblichen Fachkräftemangel nervt!
Genau @Ronny Ramscheidt, ich hab diese Erfahrung auch gemacht; trotz Schulung übers FOREM als Lagerist(in) mit Staplerschein.....hieß es bei Bewerbungen (dalassen man ne Antwort erhielt ) zu alt, keine Erfahrung und ja männliche Bewerber bevorzugt. Warum bieten all diese Betriebe denn keine innerbetriebliche Ausbildung an wo Kandidaten angelernt und geschult werden ? Jetzt jammern die alle nur rum und damit erhalten die auch kein Personal.