Mehr als eine Trillion Rechenoperationen schafft der Supercomputer Jupiter am Forschungszentrum Jülich pro Sekunde. Das ist in etwa die Leistung von einer Million Smartphones zur gleichen Zeit. Jupiter ist der erste Supercomputer in Europa, der diese Rechenleistung erbringt - weltweit landet er mit seiner Leistung auf Platz vier. Nur Supercomputer aus den USA sind noch stärker.
Bundeskanzler Friedrich Merz sprach bei der feierlichen Einweihung des Exascale-Computers von einem historischen Ereignis. "Wir sind heute gemeinsam Zeitzeugen eines historischen, europäischen Pionierprojekts", so der Bundeskanzler. "Im Augenblick liefern sich die Vereinigten Staaten von Amerika und die Volksrepublik China ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Wettbewerb um künftige Marktanteile in einer KI-gestützten Weltwirtschaft. Aber wir in Deutschland und wir in Europa haben alle Chancen, aufzuholen und dann mitzuhalten."

Ähnlich optimistisch blickt Prof. Thomas Lippert auf die Leistung des Exascale-Computers im rheinischen Gebiet. Vom "Beginn" einer Aufholjagd würde der Leiter des Supercomputing Centers Jülich aber nicht sprechen. Ganz im Gegenteil. "Es hat schon ein erstes Überholmanöver gegeben. Im Bereich der künstlichen Intelligenz ist dieser Rechner viel stärker als die drei nominalen Supercomputer, die in den Top 500 noch vor Jupiter liegen."
Generell habe das Team um den Supercomputer aber nicht den Anspruch, auf dem ersten Platz in der Weltrangliste zu landen. Vielmehr gehe es bei der Weiterentwicklung und Nutzung des Rechners darum, die Maschine so hocheffizient wie nur möglich zu machen. Durch die einzigartig starke Kombination aus Rechenoperationen und Simulationen sei Jupiter bereits jetzt dazu in der Lage, Dinge zu schaffen, die lange nicht einmal vorstellbar gewesen seien, so Lippert.
"Wenn Sie sich zum Beispiel in der Wissenschaft umschauen, dann können Sie ganz viele Simulationsprobleme finden, die bislang nicht gelöst werden konnten. Mein Lieblingsprojekt ist da zum Beispiel die Simulation eines menschlichen Gehirns. Da gilt es beispielweise herauszufinden, ob wir ein Modell erstellen können, mit dem wir einen chirurgischen Eingriff simulieren können. Das ist eines der schwierigsten Probleme in der Medizin und in der Neurologie, und da kann Jupiter eine sehr große Hilfe sein."
Aber nicht nur die Forschung, sondern auch die Wirtschaft soll von dem Supercomputer profitieren. Eine sogenannte "AI-Factory" soll zum Beispiel Start-ups ermöglichen, sich in den Bereichen KI weiterzuentwickeln. Dabei handele es sich aber natürlich nicht nur um Unternehmen aus der Region, sondern aus ganz Europa.
Auch die deutsche Forschungsministerin Dorothee Bär ließ es sich nicht nehmen, der Einweihung von Jupiter beizuwohnen. Erst vor Kurzem hatte das deutsche Bundeskabinett die sogenannte "Hightech-Agenda" beschlossen. Verschiedene Schlüsseltechnologien sollen dabei gefördert werden, um Deutschland wettbewerbsfähig zu machen. Darunter ist auch die Nutzung künstlicher Intelligenz.
"Der große Vorteil von Deutschland ist, dass wir immer den Mensch in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen. Auch die ethischen Betrachtungsweisen spielen bei uns im Vergleich zu China, Indien oder auch den USA eine ganz andere Rolle. Deswegen glaube ich, dass wir in Europa auf lange Zeit die Sieger dieses KI-Rennens sein werden. Die Zahlen der Rechner sind extrem beeindruckend, aber wir machen das nicht für eine Landes- oder eine Bundesregierung. Wir machen das, damit das Leben der Menschen verbessert wird."
Der Bau des Supercomputers am Forschungszentrum Jülich wurde zu 50 Prozent von der Europäischen Union finanziert. Der Bund und das Land NRW steuern jeweils ein Viertel bei. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 500 Millionen Euro. Der Bau hat rund zwei Jahre gedauert.
Ausführliches Radio-Interview mit Prof. Thomas Lippert im Player:
Lindsay Ahn