Schwester und Bruder, die sich ein Küsschen geben. Eine Mutter, die ihren Sohn umarmt. Ein Baby, das in die Kamera lacht. Mal in schwarz-weiß, mal in Farbe. Familienbilder, wie sie viele zu Hause auf dem Regal stehen haben.
Und eben das - die Alltäglichkeit, die Normalität - ist Fotografin Jenny Klestil bei ihrer Arbeit mit Menschen mit Downsyndrom auch besonders wichtig. "Ich werde oft von Kollegen gefragt: ‚Was muss ich denn beachten, wenn ich Menschen mit Behinderung fotografiere?‘ Ich sage immer: Gar nichts. Man sollte keine Barrieren im Kopf haben, kein Schubladendenken und die Menschen einfach sehen, ohne die Behinderung in den Vordergrund zu stellen, denn das macht sie nicht aus."
Über 10.000 Menschen mit Behinderungen haben sich mittlerweile von Jenny fotografieren lassen. Es sei damit das weltweit größte Foto-Inklusionsprojekt, und das ihr ganz besonders am Herzen liegt: "Ich möchte Menschen zeigen, die oft selbst nicht im Mittelpunkt stehen, und damit auch zeigen, dass jeder Mensch in der Gesellschaft seinen Platz hat."
Einen Zeigefinger will Jenny mit ihrer Kunst nicht erheben. Ihr Ziel ist es, einfach Menschen darzustellen. Diese Einstellung bewegt dann nicht nur Betrachter, sondern auch die Fotografierten selbst: "Wenn sie kommen und sich auf den Bildern erkennen und an den Wänden sehen, dann sind sie so stolz. Das liegt auch daran, dass sie oft Ablehnung in der Gesellschaft erfahren und bewusst mitbekommen, dass sie nicht so funktionieren, wie es vielleicht von ihnen erwartet wird."
Über 200 Mal wurden die Bilder schon ausgestellt. Jetzt sind sie einen Monat lang in der Stillen Post in St. Vith zu sehen. Offizielle Ausstellungseröffnung ist Freitagabend um 19 Uhr.
Annika Deist