Seit Ende Juli ist die Abtei Val-Dieu von einem alten Fall sexuellen Missbrauchs überschattet. Auf Wunsch eines Opfers hat der Leiter der dort ansässigen christlichen Gemeinschaft, Pater Vladimir Gaudrat, mit Unterstützung des Bistums Lüttich einen öffentlichen Aufruf gestartet. Ziel ist es, mögliche weitere Opfer von Pater Joseph Beckers zu erreichen.
Die Taten gehen auf das Jahr 1985 zurück. Das Opfer war damals gerade einmal zwölf Jahre alt. Erst nach 40 Jahren fand der Mann den Mut, über das Erlebte zu sprechen. Die Kirche hat sich entschieden, die Angelegenheit offenzulegen.
Wie der Kommunikationsdirektor des Bistums Lüttich, Jean-Pierre Deleersnijder, erklärt, sei es vorbei mit dem Verschweigen solcher Vorfälle in der Kirche. Heute gelte die Pflicht, die zuständigen Behörden zu informieren. In diesem Fall sei es zudem das Opfer selbst gewesen, das auch an mögliche weitere Betroffene gedacht habe, so Jean-Pierre Deleersnijder. Das Opfer wolle, dass auch andere, falls sie existierten, Hilfe bekämen. Man wisse nicht, ob es weitere gebe, doch falls ja, seien sie aufgerufen, sich zu melden.
Pater Joseph Beckers, der Täter, ist inzwischen gestorben. Die Vorfälle sind juristisch längst verjährt. Trotzdem besteht für Betroffene die Möglichkeit von Begleitung oder auch einer Entschädigung durch die katholische Kirche in Belgien.
Bereits seit mehreren Wochen hängt in der Abtei von Val-Dieu ein Aushang. Er prangert die Vorfälle an und fordert mögliche weitere Opfer auf, sich zu melden - und das nicht nur dort. Der Kommunikationsdirektor des Bistums Lüttich erklärt, dass Pater Joseph Beckers im ganzen Bistum Lüttich aktiv war. Darum sei der Aushang nicht nur in Val-Dieu angebracht worden.
Obwohl der Aushang nun seit einiger Zeit öffentlich ist, hat sich bis heute kein weiteres Opfer gemeldet.
vedia/dog