Den "Nationalen Aktionsplan Ozon und Hitze" gibt es in Belgien seit 2005. Auslöser war der besonders heiße Sommer 2003. "Dieser heiße Sommer hat damals dazu geführt, dass es in der Bevölkerung mehr Erkrankungen und eine höhere Sterblichkeit gegeben hat", erklärt Sarah Paquet, Referentin für Gesundheit im Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft. "Als Reaktion wurde auf föderaler Ebene - gemeinsam mit den Teilstaaten - ein Aktionsplan ausgearbeitet. Dieser ist nun seit 20 Jahren aktiv und umfasst drei Phasen."
Die erste Phase ist die sogenannte Überwachungsphase. Jedes Jahr werden von Mai bis September die Temperatur- und Ozonwerte systematisch beobachtet. Steigen diese weiter an, wird die zweite Phase ("Warnphase") ausgerufen. Sie dient vor allem der Aufklärung.
"Wir haben zum Beispiel mit unseren Partnern, dem Patienten Rat & Treff und Kaleido verschiedene Social-Media-Kampagnen, in denen wir der Bevölkerung Tipps und Ratschläge für den Umgang mit der Hitze und den Ozonwerten an die Hand geben. Meistens passiert es pro Sommer mehrfach, dass diese Warnphase ausgerufen wird, aber sie ist wirklich in erster Linie für Empfehlungen und Sensibilisierung gedacht."
Wird aus der Hitzebelastung eine länger andauernde Gefahr für die öffentliche Gesundheit, greift die dritte Stufe: die Alarmphase. Dann tritt das nationale Krisenmanagement auf den Plan. "Das bedeutet, dass eine föderale Expertengruppe sich zusammensetzt und Maßnahmen erarbeitet, um den Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten, damit man dann mit den Auswirkungen der hohen Temperaturen oder Ozonwerten im gesamten Land oder in gewissen Provinzen umgehen kann."
"In dem Moment werden dann auch die Behörden mit ins Boot genommen, also die Polizei, die Bürgermeister, die Provinzgouverneure, etc. Dann haben wir wirklich den Fall, dass konkrete Maßnahmen auf föderaler Ebene ergriffen werden." Ähnlich, wie es während der Corona-Pandemie der Fall gewesen ist.
Seitdem die Deutschsprachige Gemeinschaft vor zehn Jahren die Verantwortung für die Umsetzung des Aktionsplans in der DG übernommen hat, wurde die Alarmstufe jedoch noch nie aktiviert. Auch wenn aktuell in der Provinz Lüttich eine Hitzewelle herrscht, wurde sie bislang nicht ausgerufen - denn die Temperaturen sollen in den kommenden Tagen wieder sinken. Wenn die Hitze länger anhält oder die Temperaturen in Richtung der 40-Grad-Marke gehen, sieht die Lage anders aus.
Doch auch ohne eine akute Alarmstufe trifft die DG eigene Vorkehrungen, um in Zukunft noch besser und eigenständig reagieren zu können. "Wir sind im Moment dabei, einen Hitzeaktionsplan für die Deutschsprachige Gemeinschaft zu erarbeiten. Der orientiert sich natürlich an dem Nationalen Aktionsplan. Im Rahmen von diesem Plan versuchen wir auch effektiv in Zukunft, proaktiv nochmal mit den Gemeinden festzulegen, was wir da machen können. Wir haben im Moment eher Empfehlungen und Tipps, die wir den Gemeinden mitgeben, aber ich denke, da kann man auf jeden Fall auch noch weiter proaktiv dran arbeiten."
Dass viele der DG-Gemeinden bereits aktiv an der Umsetzung des Energie- und Klimaplan Ostbelgien arbeiten, sei in dieser Hinsicht ebenfalls sehr positiv. Denn mit dem Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit, dass in Zukunft tatsächlich eine Alarmphase ausgerufen werden muss.
"Der Gedanke ist da. Es ist so, dass die Gemeinschaften und Regionen sowie der Föderalstaat sich immer nach der Überwachungsphase treffen. Ende September werden wir also wieder zusammenkommen. Da wollen wir natürlich den Plan auch weiterentwickeln und schauen, wie wir uns bestmöglich auf die Zukunft und den Klimawandel vorbereiten können."
Soviel zum Nationalen Aktionsplan - aber wie schützt man sich in einer akuten Hitzewelle wie der jetzigen? "Vor allem Babys und Kleinkinder gehören zu den Risikogruppen, aber auch ältere, alleinlebende oder auch chronisch kranke Personen sind gefährdet. Wenn möglich sollte man sich tagsüber in kühlen Räumen aufhalten und die Wohnräume auch tagsüber verdunkeln."
"Wenn man sich im Freien aufhält, sollte man vor allem den Schatten nutzen, regelmäßig Pausen einlegen und auch den Sonnenschutz nicht vergessen. Und natürlich sollte man viel trinken, vor allem Wasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen," erklärt Sarah Paquet. Außerdem wichtig: Ältere oder chronisch kranke Personen sollten die Telefonnummern von Angehörigen oder dem Hausarzt griffbereit haben - und bei akuten Notfällen nicht zögern, den Rettungsdienst zu rufen.
Weitere Tipps für den Umgang mit starker Hitze und hohen Ozonwerten gibt es auf der Seite des Ministeriums der DG.
Lindsay Ahn