"Wir wollten neben unserem Bier auch eine alkoholfreie Alternative anbieten - 100 Prozent belgisch und handwerklich hergestellt", erklärt Kerian Laverdeur von der Brasserie C in Lüttich. "Seit 2012 brauen wir unser Curtius-Bier, haben also inzwischen 13 Jahre Erfahrung in Sachen Bierbrauen. Und dann wurde uns klar, dass es bei den Limonaden eigentlich nur industriell hergestellte Produkte gibt - Schweppes, Coca-Cola, Pepsi - und nur sehr wenige handwerklich hergestellte Alternativen. Also haben wir uns gedacht: Warum bieten wir keine Cola an?"
Das Projekt war eine Herausforderung, denn Limonaden werden natürlich anders hergestellt als Bier. Ein Jahr lang haben die Curtius-Brauer herumexperimentiert, denn das neue Produkt sollte auch schmecken wie eine Cola. "Natürlich ist es nicht genau der gleiche Geschmack, denn es ist nicht dasselbe Rezept. Wir wollten unsere Cola auch etwas gesünder machen - unsere Cola hat 20 Prozent weniger Zucker als Coca-Cola, und weniger Säure. Aber wir sind doch sehr nah an das herangekommen, was Coca-Cola bietet - und haben gleichzeitig einen lokalen und handwerklichen Aspekt."
Königin Paola als Namensgeberin
Die Zutaten der Lütticher Cola sind belgisch: Zum Süßen wird Lütticher Sirup aus Grâce-Hollogne verwendet. Die Basis ist natürlich Wasser. Die braune Farbe entsteht durch die Zugabe von Karamell, das aus Zuckerrüben aus dem Hespengau gemacht wird. Hinzu kommt ein Spritzer Limette aus der Provinz Hennegau.
Ganz ohne Zusatzstoffe kommt die Cola nicht aus: Phosphorsäure sorgt für die säuerliche Note, die zu einer Cola dazugehört, und auch Ascorbinsäure steht auf der Zutatenliste, die mit sieben Einträgen recht kurz ist, wie man von einer handwerklich hergestellten Limonade erwarten darf. Es gibt auch eine Zero-Variante, in der das Karamell durch einen Farbstoff ersetzt wird und der Lütticher Sirup durch die Süßstoffe Acesulfam und Sucralose.
Die Zutaten sind belgisch, der Name ist es auch. "Paola ist ein Name, der alle Belgier anspricht, ob deutsch-, niederländisch- oder französischsprachig. Auch die Produktion geht über die Sprachengrenze, denn die Büchsen werden in Gent hergestellt und abgefüllt. Um die Flaschen kümmern wir uns hier in Lüttich."
Ceci n'est pas un cola américain
Auch bei Design und Werbung legen die Macher wert auf die belgische Note. Auf einem der ersten Plakate prangte in Anlehnung an René Magritte der Schriftzug 'Ceci n'est pas un cola américain' (Das ist keine amerikanische Cola). "Diese Plakate haben wir nach der Trump-Wahl wieder drucken lassen, was nochmal für ein bisschen Rummel gesorgt hat", lacht Kerian Laverdeur.
Bei den Kunden kommt die Cola gut an. Genau wie schon seit mehreren Jahren beim Craft-Bier probieren die Menschen auch bei den Erfrischungsgetränken gerne mal die handgemachte Alternative aus der Region. "Die meisten sind positiv überrascht von dem Geschmack. Natürlich gibt es Puristen, die sich im Laden dann doch für Coca-Cola entscheiden werden. Aber wir bekommen viel positives Feedback und vor allem sind auch die Eltern glücklich, dass sie ein Getränk für ihr Kind haben mit etwas weniger Zucker."
Anders als der Geschmack kann der Preis der Lütticher Cola nicht mit Coca-Cola konkurrieren. "Das ist ja klar", sagt Kerian Laverdeur. "Es ist ein handwerklich hergestelltes Produkt mit regionalen Zutaten, die natürlich etwas mehr kosten als die Zutaten, die Coca-Cola oder Pepsi verwenden. Die handwerkliche Produktion ist natürlich kleiner, daher sind die Kosten zwangsläufig etwas höher. Aber der Verbraucher ist bereit, 50 Cent mehr für ein solches Produkt zu bezahlen, wenn es etwas gesünder ist und wenn es handwerklich und regional hergestellt wird."
Was jetzt noch fehlt, ist ein Foto mit der Namensgeberin. "Da warten wir noch drauf. Eure Majestät, Ihr seid herzlich bei uns willkommen!"
Katrin Margraff