Hier dürfen alle, die mit der Landwirtschaft zu tun haben, ihre Stimme erheben. "Das sind nicht nur die ausgestellten und prämierten Tiere, das sind nicht nur die Bauern und Maschinenverkäufer, die zum Fachsimpeln gekommen sind, das sind nach dem diesjährigen Motto alle: Landwirtschaft geht uns alle an", sagt die Pressesprecherin der "Foire de Libramont", Caroline Willems.
Landwirtschaft geht uns alle an - natürlich in erster Linie diejenigen, die damit ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familien verdienen. Darum zeigten sich Vertreter der Interessenverbände, wenn auch in sehr gemäßigtem Rahmen, unzufrieden mit der Ankündigung, dass die EU-Agrarsubventionen in den kommenden Jahren gekürzt werden sollen.
"Wir sind in der Wallonischen Region zu sechs Organisationen. Und wir treffen uns wöchentlich in Namur, um Lösungen zu finden", sagt Roger Croé, Präsident des ostbelgischen Bauernbundes.

Weniger "Gemeinsame Agrarpolitik" in der Europäischen Union und dafür wieder mehr Verteilungshoheit bei den einzelnen Mitgliedsstaaten und Regionen ist nach Ansicht der Bauernverbände nicht der Ausweg.
Roger Croé darf stellvertretend der versammelten wallonischen Ministerriege auf Deutsch (!) und Französisch erklären, "dass wir uns für eine Sicherung der Nahrungsmittel einsetzen. Ich bin seit über 35 Jahren Landwirt und den Klimawandel habe ich in den letzten Jahren so erlebt, dass bei Dürre gleich das Futter knapp wird. Knappheit an Futter heißt irgendwann Knappheit an Lebensmitteln."
Während die Minister und die Vertreter der Landwirtschaftsverbände im Anschluss von Eröffnung zu Eröffnung eilen, diskutiert Erwin Schöpges am Stand von "Fairebel" mit Interessenvertretern aus Luxemburg, dem Niger und Burkina Faso über die globalen Herausforderungen für die Landwirtschaft.
Schöpges hat nur wenig Verständnis für die parallel laufende Aktion der Verbände. "Also ich bin diesen dummen Verzähl der Bauernverbände müde, immer wieder nach Prämien und nach Beihilfen zu schreien."
"Wir haben uns seit 15 Jahren eingesetzt und tun es heute immer noch für kostendeckende, faire Preise für den Bauern. Und ich kann nicht verstehen, dass diese alten traditionellen Bauernverbände immer nur Prämien und Beihilfen fordern, anstatt dafür sich einzusetzen, dass wir kostendeckende Preise kriegen."

Dazu dient letztlich auch eine Landwirtschaftsmesse wie die von Libramont. Hier, so sagt Natacha Perat von der Messegesellschaft, habe der Verbraucher noch die Gelegenheit, mit Landwirten in Kontakt zu kommen. Darin stimmt auch der Verwaltungsratspräsident Jean-François Pierard ein.
Bis Montag werden auf dem Messegelände wieder rund 200.000 Besucher erwartet. Darunter sicher auch viele, die mehrmals kommen, denn ein Tag reiche nicht aus, um alles zu erleben, sagt Natacha Perat.
Im nächsten Jahr wird alles noch eine Nummer größer sein: Zum einen wird die Foire de Libramont dann wie alle zwei Jahre um zwei Fachtage zur Forstwirtschaft in Bertrix verlängert. Zum anderen feiert die Landwirtschaftsmesse dann ihr hundertjähriges Bestehen.
Stephan Pesch