An der Klosterkirche des Klosters Garnstock zwischen Eupen und Baelen zeigt bereits die Fassade eine ganz offensichtliche Art von Kunst am Bau. "Die Kirche wurde zwischen 1934 und 1936 von dem Kölner Architekten Dominikus Böhm gebaut. Das Besondere ist, dass er für eine Kirchenreform steht. Zu der Zeit gestaltete man Kirchen ganz anders. Das hier ist ein Paradebeispiel für eine Kirche der neuen Sachlichkeit. Hier draußen kann man schon erahnen, dass man auf Schlichtheit und lokale Baumaterialien Wert gelegt hat - wie zum Beispiel Blaustein und Ziegel", erklärt Catherine Weisshaupt, die Leiterin des Eupener Stadtmuseums.
Im Eingangsbereich stechen zwei weitere Kunstwerke heraus. Sie sind von Künstlern geschaffen worden, die dem Architekten der Kirche sehr nah standen. "Anton Wendling ist für seine Glasarbeiten bekannt. Hier hat er drei Retabel im expressionistischen Stil gemacht. Dem gegenübergestellt ist eine Arbeit von Maria Hasemeier-Eulenbruch, einen Schmerzensmann aus ihrem typischen Arbeitsmaterial, dem roten Ton."
Kunstwerke beider Künstler tauchen auch im Kirchenschiff auf. Tonfiguren bilden zum Beispiel den eher schlichten und modernen Kreuzweg an den Seitenwänden. "Das sind relativ kleine Arbeiten, aber sie verlieren sich nicht auf der Wand. Mit der Formensprache und der Gliederung der Körper drückt sie das Leiden Christi sehr gut aus. Der rote Ton kommuniziert auch mit den roten Tonfliesen auf dem Boden. Das gibt dem Ganzen eine Einheit."
Weniger offensichtlich: die Kunst am Bau in einem kleinen Gässchen in der Eupener Innenstadt, das die Kirchstraße mit dem Krankenhaus verbindet - über einen Innenhof des Ateliers Kunst und Bühne. "Das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass ein Ort eine neue Zweckbestimmung bekommen hat. 1973 ist aus dem ehemaligen Schererwinkel ein kreatives Atelier entstanden - das Atelier Kunst und Bühne. Dann hat man verschiedene Kunstwerke am Gebäude dauerhaft installiert, um dem Ort mehr Charakter zu verleihen. Wir haben hier einen berühmten Lehrer gehabt: Peter Hodiamont, der einige Werke für den Ort geschaffen hat - unter anderem diesen Keramikbrunnen", so Catherine Weisshaupt.
Die Symbole des Brunnens zeigen, was im Atelier Kunst und Bühne angeboten wird: Arbeiten mit Ton und Wolle, Musik und Kabarett - all das ist auf dem Brunnen verewigt.

Der Brunnen und das Kloster Garnstock sind nur zwei Beispiele, die ihren Platz in der neuen Ausstellung des Stadtmuseums gefunden haben. Die Ausstellung will Besucher anregen, mit offeneren Augen durch die Stadt zu laufen - und vielleicht selbst noch weitere Kunstwerke zu entdecken. "Vielleicht gibt es auch Orte, die wir in der Ausstellung nicht thematisiert haben. Wir fragen die Besucher, welches ihr Lieblingskunstwerk im öffentlichen Raum ist oder an welchem Gebäude ihrer Meinung nach Kunst fehlt, um es aufzuwerten", sagt Catherine Weisshaupt.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. September. Öffentliche Führungen finden am 13. August, am 7. und 17. September statt.
Lena Orban
Ein sehr schöner Beitrag über die bemerkenswerte aktuelle Ausstellung "Kunst am Bau" des Eupener Stadtmuseums. Besonders hat uns gefreut, dass ein großer Teil der Sendung den kunsthistorischen Besonderheiten des ehemaligen Franziskanerklosters Garnstock gewidmet ist. Die inzwischen hundertjährige Kirche ist nämlich nicht nur im Dezember/Januar wegen der großen Landschaftskrippe einen Besuch wert und ist täglich geöffnet. Der Förderverein Kloster Garnstock freut sich über jeden Besuch.