Zusammen mit ein paar Mitstreitern hat Andrea Pip an diesem Nachmittag auf den Friedhof in St. Vith eingeladen. Ganz bescheiden, so wie die Stadtgruppe ihre Arbeit versteht. Schon vor einiger Zeit hat sich eine Gruppe von engagierten Bürgern zusammengetan, so wie es ähnliche Zusammenschlüsse auch in Dörfern gebe. Ihr Ziel: Gemeinschaftlich Ideen umsetzen und dafür auch andere Bürger gewinnen.
So habe die Stadtgruppe eine Runde durch St. Vith gedreht und geschaut, welche Ecken oder Plätze mit wenig Aufwand etwas aufgepäppelt werden könnten. Deswegen gelangte die Gruppe auch zu dem Bereich auf dem St. Vither Friedhof, wo deutschen und russischen Soldaten gedacht wird. "Wir kamen hier vorbei und fanden, dass das sehr traurig aussieht und haben uns erst informiert: Was ist denn hier überhaupt und wer kümmert sich darum? Dann haben wir gedacht: Das ist so ein Anfang, ist klein, überschaubar, wir fangen hier an."
Die schlichten Blaustein-Kreuze mit dem Namen der Soldaten, der militärischen Funktion, der Regimentszugehörigkeit und den Todesdaten dürften schon vielen Besuchern des Friedhofs aufgefallen sein: Deutsche Soldaten, die während des Ersten Weltkriegs und auch noch nach dem Waffenstillstand im November 1918 im St. Vither Lazarett gestorben sind. Einige Kreuze tragen auch nur die Inschrift "zwei russische Soldaten".
"Das waren dann Soldaten, die beim Bau der Eisenbahn Gouvy - St. Vith eingesetzt waren. In Crombach gab es ein Gefangenenlager und in Beho gab es ein Gefangenenlager. Aber ich vermute mal, dass das hier welche sind, die aus Crombach, aus dem Lager stammen, die dort diese Strapazen nicht überlebt haben. Man muss sich das vorstellen: Die Gefangenen wurden natürlich nicht bestens verpflegt. Die wurden so verpflegt, dass sie arbeiten konnten, aber nicht mehr", erklärt Klaus-Dieter Klauser, Ehrenvorsitzender des Geschichtsvereins "Zwischen Venn und Schneifel".
Ihre Namen wurden auf einem zentralen Gedenkstein aufgelistet, wenn auch nicht von allen. "Wenn man die Kreuze zusammenzählt, dann kommt man auf 71 tote russische Soldaten und hier auf dem Gedenkstein sind 60 genannt. Ich vermute, dass 60 von den 71 bekannt sind. Die stehen mit Namen hier auf dem Stein und dann fehlen elf, die sind vielleicht nicht bekannt."
An diese Schicksale erinnert nun auch eine historische Tafel mit Text und Fotos, die in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein sowie mit der Stadt und ihrem Bauhof angebracht wurde. Dass die Namen auf dem zentralen Gedenkstein wieder gut leserlich sind, sei der Initiative des Steinmetzes Klaus Schiffer zu verdanken, sagt Andrea Pip.
"Das war ein Glückstreffer. Nachdem wir unsere historische Tafel aufgestellt haben, kam Herr Schiffer vorbei und sagte 'Früher konnte man lesen, was auf dem Gedenkstein stand'. Dann hat er uns gefragt: 'Darf ich das machen?'. Auch von Seiten der deutschen Kriegsgräberfürsorge war alles in Ordnung. Dann hat Herr Schiffer das, was verschwunden war, wunderschön wieder zum Vorschein gebracht."
Die Soldatengräber in St. Vith sind in der Obhut des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der eine Zeitlang selbst die Pflege übernommen hatte. Mittlerweile kümmert sich die Stadt um dieses Areal - und eben die Stadtgruppe.
"Damit keine zusätzliche Arbeit entsteht für unsere Friedhofswärterin und ihre Mitarbeiter, haben wir gesagt, wir unterpflanzen die zwei Bäume hier mit Farben, die ein bisschen passen. Da hinten ist ein Erinnerungskreuz, da stand schon ein bisschen was, aber das haben wir auch unterpflanzt und versucht, es in lila, blau und weiß zu halten. Dann haben wir auch in den Hecken Frühblüher eingesetzt, damit im Frühling schon kleine gelbe Sternchen aufleuchten und man sieht, hier ist etwas."
Zu der Projektgruppe Begrünung gehören neben Andrea Pip noch Darinka Murmann, Inessa Thomas und Yanni Meurer. Die Stadtgruppe St. Vith sprüht förmlich vor weiteren Ideen.
"Ein Projekt, das schon gut läuft, sind die Treffen für Senioren einmal im Monat. Dann haben wir eine Gruppe, die sich um Kommunikation kümmert, die auch alle zwei Monate ein Stadtblatt herausgibt, in dem wir darüber informieren, was wir machen. Wir hatten eine Gruppe, die das Miteinander der Generationen ein bisschen ins Auge fassen wollte. Und da war ein ganz konkretes Projekt mit der Chiro in St. Vith, da haben wir uns noch einmal ein bisschen gemischt - alt und jung."
Stephan Pesch