Was der eine nicht sieht, sieht der andere. Nach diesem Motto arbeiten Rettungsschwimmerin Nattaya Spies und ihre Kollegen von Worriken in Bütgenbach. Um eine möglichst lückenfreie Aufsicht zu garantieren, sind zu Stoßzeiten meistens drei Rettungsschwimmer gleichzeitig im Einsatz, denn das Potenzial für Unfälle ist hoch, sagt Nattaya.
"Wir haben viele ältere Leute, öfters mal Männer, die nicht schwimmen können, aber den Leuten etwas beweisen wollen. Dann schwimmen die bis zum Ende und gehen unter und wir müssen reinspringen und sie rausziehen. Es ist auch nervig, weil man sagt es ihnen und sie machen es trotzdem."
Genau deswegen braucht es Rettungsschwimmer wie Nattaya. Allerdings werden diese immer weniger. Der Leitverband des Ostbelgischen Sportes (LOS) musste in diesem Jahr einen geplanten Ausbildungskurs für Rettungsschwimmer absagen. Es gab zu wenig geeignete Interessenten.
Für den Geschäftsführer von Worriken, Björn Pfeiffer, bedeutet das viel Aufwand, um überhaupt noch an Bademeister für seinen Strand zu kommen. "Neben den Anzeigen in der DG und im Landesinneren, haben wir Hochschulen und andere Institutionen angeschrieben, um Rettungsschwimmer so organisieren. Das wichtigste ist immer die Sicherheit der Badegäste zu garantieren, aber das sollte dieses Jahr noch gehen."
Dieses Jahr sollte das noch funktionieren, aber was nächstes Jahr passiert, bleibt wohl offen. Bisher hat es immer irgendwie geklappt, so viel lässt sich sagen. Laut Pfeiffer muss das Problem in Zukunft gemeinsam angegangen werden. Eine wichtige Grundlage dafür ist, dass die Menschen wieder mehr Wertschätzung und Respekt für den Job des Bademeisters haben müssen.
"Viele haben noch das Baywatch Bild im Kopf. Aber wenn bis zu 1.500 Menschen im Wasser sind, dann gilt volle Konzentration. Man soll auch präventiv arbeiten und Unfälle gar nicht erst passieren lassen. Viele Menschen überschätzen sich und da stellen wir fest, dass der Respekt gegenüber den Rettungsschwimmern in den letzten Jahren etwas verloren gegangen ist."
Eine endgültige Lösung für das Problem gibt es wohl noch nicht. Trotzdem kommt Rettungsschwimmerin Nattaya jeden Sommer wieder gerne nach Bütgenbach, auch wegen einiger besonderer Momente.
"Einmal war ich mir unsicher, ob ein Mädchen schwimmen kann und habe gefragt. Die Mutter hat mir dann gezeigt, dass sie es kann und sich für meine Nachfrage bedankt. Das war schön, ein kleines Glücksgefühl."
In der nächsten Saison hofft Nattaya auf neue Kollegen, die sich dann auch das ein oder andere Danke mehr als verdient haben.
Annika Deist