Das Bildungsangebot ist nicht ganz neu - zumindest nicht in Belgien. Rund 20 Schulen im ganzen Land bieten das Programm bereits an. Ab September schließt sich auch das RSI an.
24 Schüler des fünften Jahres werden dann in die zweijährige Ausbildung starten. Sie sollen intensive Einblicke in den Sicherheitssektor bekommen - theoretisch und praktisch. Dabei hilft unter anderem das Fach "Verteidigung, Prävention und Sicherheit". Es ist einzigartig in der Deutschsprachigen Gemeinschaft und findet in Zusammenarbeit mit Partnern wie der Polizei, der Hilfeleistungszone oder der Landesverteidigung statt.
"Dort bekommen die Schüler Einblicke in die Sicherheitsberufe, lernen Erste Hilfe und wie man sich in Krisensituationen richtig verhält. Auch die Grundlagen der Gesetzgebung werden dort behandelt", so der Koordinator des Programms, Jean-Pierre Wetzels. "Es wird aber auch der Teamgeist gestärkt. Die Schüler fahren zum Beispiel gemeinsam in ein Camp und bestehen dort Herausforderungen. Das sind alles Dinge, die den Klassenzusammenhalt stärken. Und genau darauf kommt es in den Berufen an, dass man immer gut zusammenarbeitet und zueinander steht."
Auch Sprachkompetenz ist in diesem Berufszweig wichtig: Niederländisch, Französisch und Englisch stehen auf dem Stundenplan. Zusätzlich zum regulären Sportunterricht kommt eine "Sportliche Berufsvorbereitung" hinzu - perfekte Voraussetzungen, um nach dem Abschluss die Aufnahmeprüfung für Polizei oder Militär zu bestehen.
Die Partner aus dem Sicherheitssektor begrüßen, dass es das Angebot nun auch in der DG gibt, denn neue Fachkräfte werden dringend gebraucht. "Ich sage immer, unsere Sicherheitsdienste sind Kompetenzzentren. Das ist ganz ganz wichtig und wir haben schon seit Jahren versucht, das Thema in der DG und in Ostbelgien anzubringen und es hat seinen Weg so langsam gefunden", erklärt Francis Cloth, Kommandant der Hilfeleistungszone der DG.

"Ich glaube, das hat auch etwas mit der Vergangenheit des Bildungsministers zu tun. Er war ja mal Bürgermeister und in dieser Zeit hatte er einmal sehr auf die Hilfsdienste zurückgegriffen. Ich denke, deshalb hat das Thema dann nochmal einen Boost bekommen. Das RSI hat sich auch hier als Schule wirklich positioniert, um diese Aufgabe zu übernehmen, denn sie brauchen auch einen starken Schulträger, der das macht. Das ist schon sehr aufwändig, diese ganze Organisation auf die Beine zu stellen."
Das Bildungsangebot sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Vor allem die körperliche Fitness wird in den zwei Jahren stark gefordert. Ordnung, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein werden von Anfang an gelebt. So werden die Schüler regelmäßig an Appellen teilnehmen und teilweise auch Uniform tragen - ähnlich wie in einer Polizeischule oder Militärakademie. Wer an dem Programm teilnehmen will, muss im Vorfeld ein ärztliches Attest und ein lupenreines Strafregister einreichen.
"Die Schüler werden es nicht leicht haben. Sie müssen Charakter zeigen", gibt Francis Cloth zu. Die Mühe werde sich aber auszahlen. "Wenn du bei der Feuerwehr auf einem Einsatz bist, trägst du 15 Kilo auf den Schultern und musst währenddessen zwei Stunden laufen. Bei der Polizei trägst du deine Sicherheitsweste, das sind auch zwölf Kilo. Das musst du jeden Tag tragen, wenn du auf der Straße unterwegs bist. Bei der Armee ist es nicht selten, dass man eine Stunde lang mit seinem Gepäck oder mit seinen Waffen marschieren muss.
"Der Sport gehört auf jeden Fall dazu, denn wir sind militärische oder para-militärische Betriebe. Struktur und Organisation sind da ganz wichtige Aspekte und das muss man lernen. Da gehört einfach dazu und das vermitteln wir hier."
Nicht zuletzt sei es auch wichtig, dass die Schüler in der Abteilung gewisse Charaktereigenschaften mitbringen. "Ich nehme als Beispiel mal Teamgeist", sagt Jean-Pierre Wetzels. "Jemand, der ein totaler Einzelkämpfer ist und absolut nicht mit anderen zusammenarbeiten kann, dem wird man das wahrscheinlich auch nicht in zwei Jahren beibringen können. Da sollte man sich schon bewusst sein, dass das ein wichtiger Wert für all diese Akteure aus dem Sicherheitsbereich ist. Man sollte also nicht glauben, dass man als Alleingänger dann zur Feuerwehr oder zur Polizei gehen kann und mit einer falschen Vorstellung starten, deswegen weisen wir direkt von Anfang an darauf hin."
Am Ende der Ausbildung "Anwärter für Verteidigungs-, Präventions- und Sicherheitsberufe" erhalten die Absolventen verschiedene Technische Qualifikationen und das Abitur. Den Teilnehmern stehen damit alle Türen offen. "Es handelt sich einmal um die Technische Qualifikation der Abteilung. Diese erleichtert einen Zugang zur Landesverteidigung und ermöglicht auch gewisse andere Tätigkeiten, zum Beispiel im Bereich der humanitären Hilfe. Und dann gibt es noch die Technische Qualifikation 'Allgemeiner Befähigungsnachweis Wachperson'. Die existiert belgienweit schon sehr lang und ist auch in der Gesetzgebung verankert. Diese Qualifikation gibt auch Zugang zu einigen Bereichen der privaten Sicherheit."
Ab dem nächsten Jahr soll das Angebot am RSI ausgeweitet werden. Dann dürfen sich auch schon Schüler ab dem dritten Sekundarschuljahr für das Kursangebot einschreiben.
Lindsay Ahn