"Herzlich willkommen in Recht" - Geologe Thomas Servais begrüßt an diesem Samstagmittag die rund 25 Besucher am Schieferstollenmuseum. Es herrscht perfektes Wanderwetter: nicht zu warm, nicht zu kalt. Wolken sind da, aber immer wieder kämpft sich die Sonne durch.
"Es gibt drei Routen. Die Blausteinroute geht durch das Dorf und ist acht Kilometer lang. Die Goldroute verläuft durch die Schlommefurth und ist 7,3 Kilometer lang. Für die strammen Wanderer gibt es noch die Erdaltertumroute. Die ist 11,9 Kilometer lang und entspricht der Genusstour 25 von der Tourismus-Agentur Ostbelgien."

Alle drei Wanderrouten starten und enden am Schieferstollenmuseum. Thomas Servais nimmt uns mit auf die Goldroute. Es handelt sich um eine einfache Strecke, bei der man gut zwei Stunden läuft. Auf geht's. Entlang der 7,3 Kilometer langen Goldroute dürfen sich die Wanderer auf einige interessante Infotafeln freuen.
Im Fokus stehen Erklärungen zu den Gesteinsarten, die in Recht und Umgebung vorkommen. Aber auch anderes Wissenswertes wird vermittelt. So steht auf einem Schild geschrieben, dass Recht vor langer, langer Zeit einmal dort beheimatet war, wo heute der Südpol zu finden ist.
Die Gruppe macht Halt am ersten Schild der Wanderung. Geologe Jean-Marc Marion aus Theux, Freund und Kollege von Thomas Servais, stellt eine geologische Karte vor, die er für das Rechter Gebiet angefertigt hat. Er zeigt auf einen Teil der Karte, auf der mehrere Bereiche in unterschiedlichen Farben zu sehen sind. "Jede Farbe steht für unterschiedliche Gesteinsarten. Die gefärbte Zone ist ein Teil des Stavelots-Massivs." Ein Großteil des Rechter Gesteins gehört zu diesem Massiv - eins der ältesten Belgiens.
Weiter geht’s, einige Schilder stehen noch auf dem Programm. Unterwegs verrät Geologe Thomas Servais, dass er die Goldroute am spannendsten findet. Alles, was sich um Gold drehe, sei ganz einfach faszinierend. Wir nähern uns dem Highlight der Goldroute - dem Schild Nummer neun. Wer waren nun die Goldwäscher? Und gibt es noch Gold? Dort gibt es die Erklärung. Die Goldhalden und das Infoschild befinden sich auf dem Promillenweg in Richtung Schlommefurt.
"Wieso Promillenweg? Das ist im Volksmund bekannt. Wer von Recht nach Rodt möchte, muss große Umwege fahren. Die angetrunkenen Jugendlichen wollten damals nach dem Ball nicht der Polizei begegnen und nutzen dafür diesen Weg hier", erklärt Thomas Servais. Es ist ein schmaler, asphaltierter Weg, der durch den Wald führt. Hier können zwei Fahrzeuge unter keinen Umständen aneinander vorbeifahren.
Wer aufmerksam ist, der entdeckt nun die Goldhalden. Große Hügel, die mit Gras und Moos bedeckt sind. "Es ist nachgewiesen, dass Römer hier Gold gewaschen haben. Kelten haben vermutlich schon vorher Gold gewaschen. Es ist aber unklar, ob sie sich auch genau in dieser Gegend umgetrieben haben", so Geologe Servais. "Da hinten verläuft ein Bach und die haben das ganze Tal hier leergewaschen. Alles außer das Gold wurde dann auf einen Haufen geworfen. Deswegen sieht man hier die schönen Goldgräberhügel."
Das Gold zwischen Recht und Rodt ist also weg. Ein weiterer Goldrausch dürfte damit ausbleiben. Nicht wie im Rausch, sondern gemütlich geht es für die Gruppe über den Promillenweg, entlang der Goldroute, zurück zum Schieferstollenmuseum.
Dogan Malicki