Mittwochnachmittag in der Dorfwerkstatt in Kettenis. Auf kleinstem Raum stapeln sich Elektrogeräte aller Art, aber auch kleine Möbel und andere Dinge des Alltags. Repariert wird alles, was man tragen kann. Zwölf Ehrenamtliche gehören zum Team der Dorfwerkstatt. Letztes Jahr gab es fast 800 Reparaturaufträge. Mehr als 80 Prozent der Dinge konnten repariert werden.
Auch Erwin Kever ist am Mittwoch als Profi-Reparateur dabei, vor ihm steht eine Kaffeemaschine. "Also wir haben eine sehr gute Erfolgsquote, was Kaffeemaschinen anbelangt. Auch bei Staubsaugern und Bügeleisen. Weil das immer die gleichen Probleme sind. Wir haben jetzt auch eine gewisse Erfahrung. Das klappt".
Künftig soll ein Index - eine Skala von null bis zehn - dem Verbraucher direkt beim Kauf anzeigen, ob die Reparatur eines Elektrogerätes einfach zu erledigen ist oder nicht. Bewertet wird zum Beispiel, ob das Gerät ohne Spezialwerkzeug zu öffnen ist, oder ob es Reparaturanleitungen und Ersatzteile gibt.
Auch der pensionierte Elektrotechniker Hans Niessen schraubt in der Dorfwerkstatt in Kettenis. Der 75-Jährige ist von dem Reparierbarkeitsindex überzeugt: "Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es betrifft ja erst einmal nur eine geringe Gerätegruppe. Man muss aber auch sagen, dass es bei kleinen Geräten oft nicht sinnvoll ist."
"Ich hatte vor Kurzem einen Suppenmixer. Da kostete das Ersatzteil 28 Euro und das komplette Gerät 38 Euro. Da macht das natürlich keinen Sinn. Aber bei Geräten, die einen größeren Wert haben, lohnt es sich auch für Unternehmen oder Werkstätten, so etwas zu machen", erklärt Niessen.
Tatsächlich sollen aktuell nur fünf Produktgruppen einen Reparierbarkeitsindex bekommen: Geschirrspülmaschinen, Staubsauger, Hochdruckreiniger, Rasenmäher und Laptops ohne Touchscreen. Später sollen andere Geräte hinzukommen.
"Wenn die Maschinen jetzt einfacher zu reparieren sind, dass man die Diagnose ganz schnell stellen kann und dass der Reparateur schon das Ersatzteil mitbringt und das vor Ort montiert, dann wird sich das lohnen. Ersatzteilbeschaffung, die Dokumentation über die Konstruktion des Gerätes, das sind wichtige Faktoren, worauf die Hersteller achten sollten, um die Reparierbarkeit zu verbessern", sagt Hans Niessen.

Hartmuth Gräbnitz ist gerade über das Gestell eines defekten Drehstuhls gebeugt - die Lesebrille auf der Nase, den Schraubenzieher in der Hand. Dem Stuhl möchte der 67-Jährige ein zweites Leben schenken. Meistens schafft er es auch. Den Reparierbarkeitsindex findet Hartmuth Gräbnitz richtig gut.
"Das ist eine tolle Sache. Denn es gibt so viel Müll überall und so viel Schrott überall. Dann ist das genau das Richtige. Wenn ich das jetzt schaffe, dann hat er vielleicht noch zehn Jahre, bevor er endgültig weg muss", sagt Hartmuth Gräbnitz. Und so wird in Kettenis weitergetüftelt und geschraubt. Am Samstag ist wieder Annahme- und Abholtag. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit.
Simonne Doepgen