Sie ist fertig und kann endlich fahren. Lange hat man sich in Lüttich gedulden müssen: Finanzierungsprobleme, technische und bauliche Schwierigkeiten sowie politische Entscheidungen sorgten dafür, dass die Inbetriebnahme mehrfach verschoben werden musste. Doch an diesem Freitag wurde anlässlich der Jungfernfahrt nicht an Superlativen gespart und die neue Tram in ihrer Bedeutung für die Stadt mit dem Bau des Guillemins-Bahnhofs des Architekten Calatrava verglichen.
"Ja, es ist ein besonderer Tag, ein historischer Tag. Wir sind jetzt mit einem Verkehrsmittel ausgestattet, das schön, modern, effizient für diese Metropole ist - und das auf der am stärksten genutzten Linie der TEC in der Wallonie", sagt mit hörbarem Stolz der Lütticher Bürgermeister Willy Demeyer.
11,7 Kilometer ist die Tramlinie lang. Die 23 Haltestellen verbinden die Lütticher Messehallen und Coronmeuse über das Zentrum und den Hauptbahnhof mit dem Stadion von Standard Lüttich in Sclessin. In den Spitzenzeiten soll sie alle viereinhalb Minuten abfahren. Die Tram: Ein Symbol der nachhaltigen Mobilität zum Vorteil der Nutzer, wie es heißt.
"Die Tram wird für einen viel flüssigeren Verkehr sorgen. Ihre Wagen haben viel größere Passagierkapazitäten. Die Fahrzeiten werden sehr kurz sein. Das sorgt für einen positiven Verkehrsfluss, wie wir ihn schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Lüttich gesehen haben", erklärt Jean-Michel Soors, Generaldirektor der TEC.

Drei wichtige Brücken mussten in Lüttich für das Projekt neu restauriert werden. Den Verantwortlichen ist bewusst, wie viel Leidensfähigkeit den Anwohnern und Geschäftsleuten in den letzten Jahren abverlangt worden ist.
Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Man ist überzeugt, dass nicht nur die Tram der Stadt ein neues Ansehen verschafft hat. "Die Tram ist nicht alleine gekommen. Wir haben mit großer Sorgfalt 50 Hektar urbanen Raum total neu und qualitativ hochwertig umgestaltet", so Soors.
Rund eine halbe Milliarde Euro hat das Projekt aus öffentlich-privater Partnerschaft gekostet. Im Volksmund wird die Tram "die weiße Schlange" genannt, manchmal auch liebevoll "hippopotrame". Die modernen Niederflurtramwagen stammen vom spanischen Hersteller CAF. Die Tram-Chauffeure der TEC bleiben auch weiterhin Busfahrer. Alle paar Tage findet ein Wechsel statt.
So richtig feiern kann jeder die neue Tram am 10. Mai. Dann kann man ab 14 Uhr und bis tief in die Nacht die Stadt kostenlos durchqueren. An zwölf Haltestellen gibt es dazu Animationen und Konzerte. Mehr Informationen gibt es auf der TEC-Webseite.
Manuel Zimmermann