Fast zehn Jahre ist es her, dass die sogenannte Asiatische Hornisse erstmals in der Wallonie gesichtet wurde. Für viele heimische Insekten und vor allem die Honigbiene begann damit ein regelrechter Albtraum. Denn die Asiatische Hornisse hat so gut wie keine Fressfeinde und zerstört rasant ganze Bienenvölker.
"So eine Asiatische Hornisse baut zuerst einmal ein Nest, indem sie sich vorher von Süßem ernährt - gerne bedient sie sich dazu an Bienenstöcken", erklärt der Raerener Imker Sven Hartmann. "Wenn dann das eigentliche Nest aufgebaut ist und der Wespenschwarm größer wird, dann brauchen sie ganz viele Insekten als Nahrung. Und das mag man eigentlich gar nicht glauben, aber es sind elf bis 20 Kilogramm Insekten, die so ein Hornissennest letztendlich im Sommer vertilgt. Hat eine Hornisse erst einmal einen Bienenstock entdeckt, dann wird sie ihn komplett ausrotten. Am Ende bleibt keine einzige Biene mehr übrig."

Inzwischen ist die Asiatische Hornisse in der Wallonie fest etabliert - eine vollständige Ausrottung ist unmöglich. Bleibt die Asiatische Hornisse ungestört, drohen gravierende Folgen für unser gesamtes Ökosystem. "Wenn wir weniger Insekten haben, werden wir auch weniger Bestäubungsleistung haben. Und wenn wir weniger Bestäubungsleistung durch Bienen - und alle anderen Insekten, die auf Obstbäume gehen und sich dort Pollen und Nektar holen - haben, wird es dazu führen, dass wir am Ende auch weniger Obst haben." Das ist nur eines von vielen Beispielen.
Auch die Wallonische Region ist sich der Gefahr durch die invasive Hornissenart bewusst und hat eine Studie ins Leben gerufen, um das Problem an der Wurzel zu packen. "Das Ziel ist letztendlich, herauszufinden, ob man durch einen frühzeitigen Wegfang der Königin, die jetzt im Winter alleine irgendwo im Holzstapel oder im Dickicht überlebt hat, die Verbreitung der gesamten Art eindämmen kann", so Hartmann. "Wenn die Königinnen nicht dazu kommen, neue Schwärme zu gründen, dann können wir verhindern, dass die heimischen Insekten angegriffen werden."
Sven Hartmann ist der einzige Imker im Großraum Raeren, der sich an der Studie beteiligt. Um die Königinnen einzufangen, setzt er spezielle Fallen ein. "Die Falle ist letztendlich ein Glas mit einem Schwamm drin, der in eine Flüssigkeit getränkt wurde. Die Flüssigkeit besteht aus Bier, Wein und einem süßen Sirup. Das soll die Königinnen anlocken. Der Schwamm hat eine Doppelfunktion. Zum einen speichert er natürlich die Flüssigkeit, zum anderen sorgt er aber auch dafür, dass alle anderen Insekten, die vielleicht angelockt werden, nicht in der Falle sterben. Wir wollen die anderen Insekten ja schützen und nicht umbringen."
Der Deckel der Falle ist außerdem so konstruiert, dass alle Insekten die Falle verlassen können, nur eben nicht die Asiatische Hornisse. Sollte es trotzdem dazu kommen, dass sich andere Insekten nicht selbst befreien können, werden sie selbstverständlich freigelassen.
Dutzende Spezialfallen hat der Imker bereits in der Umgebung verteilt. Drei stehen noch auf seinem Gartentisch und warten darauf, in Bäumen, Hecken und Büschen platziert zu werden. Dort werden sie bis Mai bleiben und, so hofft Sven Hartmann, dazu beitragen, die Asiatische Hornisse unter Kontrolle zu bringen. Einmal pro Woche wird der Imker die Fallen unter die Lupe nehmen.
Anwohner und Passanten werden darum gebeten, die Hornissenfallen in Ruhe zu lassen, um die Studie der Wallonischen Region nicht zu stören. Wer glaubt, Asiatische Hornissen gesichtet zu haben, sollte die Sichtung umgehend melden. Mögliche Anlaufstellen sind zum Beispiel die zuständige Gemeinde oder der Bienenzuchtverein Eupen.

Lindsay Ahn