Welche Stimmung haben Sie damals in der Gesellschaft beobachtet, als es zum Lockdown kam?
Zu Beginn des ersten Lockdowns waren es sicherlich Unsicherheit und Ängstlichkeit. Man wusste nicht, wo es hingeht. Und dann, als der erste Lockdown einmal da war, mischte sich hier in der Eifel interessanterweise fast schon eine relativ positive Stimmung mitunter. Viele Menschen waren unter anderem froh über die freie Zeit und die Distanz zum gewohnten Arbeitsalltag. Das war sicher nicht für alle Leute so, aber es war eben auch Teil der Situation.
Je länger sich das hinzog, desto mehr rutschte die Stimmung aber in Sorge und Angst über. Es stellte sich so eine gewisse Atmosphäre von "Ausgeliefertsein" ein. Dazu mischten sich Existenzängste. Andauernde und aufgezwungene Passivität enthebt uns Menschen unserer Selbstwirksamkeit. Das tut dann weder der Gesundheit noch der Psyche gut. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass man da durchaus von einer gewissen Traumatisierung sprechen kann.
Inwieweit hat die Pandemie damals die Jugend eingeschränkt? Hat der Lockdown bei der jüngeren Generation Spuren hinterlassen?
Auf jeden Fall und vor allem unbewusst. Ich denke, dass die Maßnahmen viel mehr negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kinder und Jugendlichen hatten, als das Virus selbst. Soziale Kontakte waren massiv eingeschränkt. Viele Kinder und Jugendliche hatten in dieser Zeit kaum Kontakt mit Gleichaltrigen und waren viel im Internet und sozialen Medien unterwegs.
Ich denke, das hinterlässt bis heute schon tiefe Spuren. Vor allem durch die verlorene Zeit im Hinblick auf die persönliche Entwicklung. Zur Schule gehen, Freunde sehen, ausgehen, Jugend genießen - all das ging verloren. Das Problem ist, dass die innere Struktur der eigenen Persönlichkeit selbst noch nicht entwickelt ist.
Und was war Ihrer Meinung nach das große Thema bei den Erwachsenen?
Ich würde sagen, dass das große Thema bei den Erwachsenen auf jeden Fall Angst war. Dazu kamen Schuld und Scham. Der Mensch hat ein Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Wenn dann im Umfeld keine Sicherheit zu finden ist, wird es immer schwerer, zu sich selbst zu finden und ruhig zu bleiben. Der Mensch rutscht dann so immer weiter in Ängste rein. Und ich glaube, das ist bei vielen Menschen passiert und hat bei vielen tiefe Spuren hinterlassen.
Wenn wir über die Spuren sprechen: Erleben Sie auch heute noch Menschen, die wegen Corona aus psychologischer Sicht Probleme haben?
In unserer Welt dreht sich vieles ums "Funktionieren". Negative Erfahrungen hinterlassen oft Spuren, die wir gar nicht verarbeiten können. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen das Thema verdrängt haben und sich noch nicht mit den "hinterlassenen Spuren" auseinandergesetzt haben.
Kommentar: Fünf Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie – Kontinuität statt Zäsur
Dogan Malicki
Viel mehr sollten wir an die Menschenverachtenden Entscheidungen erinnern …. Und nicht die Infantilisierung der Bürger nicht vergessen …
Und nachfragen welche Konsequenzen die Politiker erfahren durften ….
ist das hier (und ähnliche beschwichtigende infantile Meldungen) das einzige, was der BRF in Sachen Corona Aufarbeitung nach 5 Jahren zu bieten hat?
Echt erbärmlich.