Im Frühjahr 1963 besuchte der ostbelgische Geschäftsmann Jean Wintgens eine Messfeier in Eupen. Während er durch sein Gebetsbuch blätterte, blieb sein Blick an einer Textstelle haften. "1347 zu Siena geboren, gelobte [Caterina von Siena] schon als Kind ewige Jungfräulichkeit, lebte ein an Wundern reiches, strenges Bußleben im Dritten Orden des hl. Dominikus und wurde die Beraterin von geistlichen und weltlichen Fürsten, ja von Päpsten. Die Rückkehr der Päpste von Avignon nach Rom war hauptsächlich ihr Werk. Sie wurde durch die heiligen Wundmale ausgezeichnet und gilt als eine der wunderbarsten Frauengestalten in der Weltgeschichte. Ihre heiligen Gebeine ruhen in der Kirche Santa Maria sopra Minerva zu Rom."
Es war das erste Mal, dass Jean Wintgens von der Schutzpatronin Europas gehört hatte. Doch ihre Geschichte ließ ihn nicht mehr los. Für Jean Wintgens war sofort klar: Auch die Menschen in Ostbelgien sollten erfahren, wer Caterina von Siena war. Er reiste nach Rom und Siena und wandelte auf den Spuren der Heiligen.
Auf der Suche nach einer passenden Anerkennung für Caterina von Siena kam Jean Wintgens auf die Idee, der Heiligen eine Kapelle zu widmen, erklärt Roger Franssen. Er ist seit vier Jahren Präsident der Internationalen Vereinigung Caterina von Siena.
"Jean Wintgens erstellte hier eine offene Kapelle unter der Mitwirkung des Vervierser Architekten Emil Fettweis und des Raerener Künstlers André Blank. Auch die damals in Raeren lebende Keramikerin Maria Hasemeier beteiligte sich dann an der Kapelle. Sie hat die Statue der Heiligen Caterina von Siena aus weißem Ton beigesteuert."
Mitte der 1980er Jahre folgte dann auf Anraten des damaligen Erzbischofs von Siena - Monsignore Castellano - der Bau des sogenannten Caterina-Hauses - einem Begegnungsort, in dem unter anderem auch Messen gehalten werden.
"Sie haben dann hier dieses Ensemble geschaffen. Es ist offen in Richtung des Weihers, offen Richtung Kapelle. Es bietet eine Verbindung der verschiedenen Elemente der Landschaft auf dem Himmelsplatz. Wir sind hier ein bisschen niedriger gelegen, deswegen ist die Anlage auch ein bisschen versteckt. Viele Menschen kennen die Kapelle, weil man sie von der Straße aus gut sehen kann. Die Anlage hier hinten sieht man aber nicht so leicht. Sie ist aber vor allem architektonisch sehr interessant."
Tausende Menschen besuchen Gnadenort pro Jahr
Die Architektur des Caterina-Hauses ist dem Piazza del Campo in Siena nachempfunden. Wie Roger Franssen berichtet, besuchen tausende Menschen den Gnadenort in Astenet jedes Jahr. Anfang des Jahres hat die Deutschsprachige Gemeinschaft das Ensemble aus der Kapelle und dem Begegnungshaus unter Denkmalschutz gestellt.
Für Kulturminister Gregor Freches war es die erste Unterschutzstellung in seiner Karriere. "Ich habe mir diese Akte ganz genau angeschaut und habe auch gesehen, welche architektonische Vielfalt hier zur Geltung kommt. Vor allen Dingen, dass die Architektur so gut in die Landschaft eingebettet wurde, ist beeindruckend. Als Denkmalschutzminister ist es an dieser Stelle auch meine Pflicht, solche Gebäude für die Zukunft und für die Nachwelt zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen."

Auch die Gemeinde Lontzen freut sich sehr über die Anerkennung der Kapelle Caterina von Siena als Denkmal, sagt Bürgermeister Patrick Thevissen. "Wir haben eine Investition, die vor vielen Jahren gemacht worden ist, wo man diesen Ort der Spiritualität geschaffen hat. An einem Ort, der auch noch den wunderbaren Namen "Himmelsplatz" trägt. Mit dieser Unterschutzstellung wird abgesichert, dass es auch für die zukünftigen Generationen ein Ort bleibt, der unter Schutz gestellt und weiterhin gepflegt wird."
Um den Menschen einen noch tieferen Einblick in das neue Denkmal zu geben, bietet die Internationale Vereinigung Caterina von Siena am 6. und 13. April um 14 und 15 Uhr Führungen an. Die Führungen finden auf Deutsch und Französisch statt.
Lindsay Ahn