Seit März 2024 ist der Turm der St.-Stephanus-Kirche von einem grünen Schleier umgeben. Tag für Tag wird der Turm ein weiteres Stückchen saniert. Mit dem Aufzug geht es erst einmal 35 Meter hoch nach oben. Ein wunderschöner Arbeitsplatz - bei gutem Wetter zumindest.
Viel gearbeitet wurde am Dachstuhl des Kirchturms. Er besteht aus Tanne und war teilweise weggefault. Das Problem wurde mittlerweile behoben. "Unten hätte eigentlich eine Eichenkonstruktion sein müssen. Es waren aber Tannen verbaut, die weggefault sind. Dadurch haben wir nun eine Doppelfunktion dank der Eisenkonstruktion. Sie stützt und hält den Turm zusammen", erklärt der Präsident der Kirchenfabrik St. Stephanus, Lothar Beckers.
Die vielen Risse im Turm wurden zu einer Gefahr. Um den Turm im wahrsten Sinne des Wortes festzuhalten, wurden an gezielten Bereichen Verankerungen eingesetzt - insgesamt über 20 Stück. "Es sind Bohrungen von etwa zwei bis drei Meter gemacht worden. Die Spannanker wurden gemeinsam mit den Gewindestangen eingesetzt. Das Ganze musste entlüftet werden, da Verpressungen mithilfe von Flüssigmörtel durchgeführt wurden. Der Flüssigmörtel setzt sich in allen Fugen fest und verspannt alles", erklärt Beckers.
Darüber hinaus wurden rund um den Turm zehn Kubikmeter Blaustein erneuert. Die geriffelten Steine sind neu. Die glatten Blausteine waren mal geriffelt - die Witterung hat sie aber über die Jahre hinweg geglättet. Aufwendig wurde das Eckstück installiert. Es ist rund 1,2 Tonnen schwer und wurde mithilfe eines Krans eingesetzt. "Die Blausteine kommen aus regionalen Gruben. Spezialisten sind von außerhalb nach hier gekommen, um die Steine von Hand zu schneiden und zu hauen", berichtet Beckers. Nicht zu vernachlässigen: An vielen Stellen wurden Bruchsteine ersetzt. Viele Steine wurden nicht im Verband gemauert oder waren einfach zu klein. Die blauen Markierungen deuten auf die Stellen hin, wo das der Fall war.
Eigentlich sollten die Sanierungsarbeiten Ende letzten Jahres abgeschlossen sein. Durch die ausstehenden Fugenarbeiten ist aber alles etwas ins Stocken geraten. "Insgesamt haben wir hier 420 Quadratmeter Fugen zu füllen. Wir können aber erst mit den Arbeiten beginnen, wenn das Thermometer vier Wochen lang konstant fünf Grad Celsius anzeigt", erklärt Becker. "Zwei Wochen brauchen wir für die Arbeiten. Zwei Wochen braucht das Fugenmaterial, um zu trocknen."
Der Grund: ein Spezialmörtel muss eingesetzt werden, um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden. Es gibt da aber noch andere Arbeiten, die erledigt werden müssen. "Die kompletten Schalllamellen mussten ausgetauscht werden. Beim Ausbau haben wir festgestellt, dass das Zink verrottet ist. Die Lamellen sind zum Teil zerbrochen. Wir haben eine Firma gefunden, die auch schon an der Friedenskirche in Eupen die Lamellen erneuert hat. Sie wird sich darum kümmern. Ebenso mussten wir die vier Ziffernblätter abmontieren. Sie müssen auch restauriert werden", so der Sekretär der Kirchenfabrik St. Stephanus, Norbert Leyens.
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Der Kirchturm wird voraussichtlich im April diesen Jahres fertiggestellt. Obwohl sich die Arbeiten um mehrere Monate in die Länge ziehen, werden die Gesamtkosten weiterhin auf eine Million Euro geschätzt. Bei den Arbeiten trat laut dem Architekten Ernst Mennicken ein weiteres Problem ans Tageslicht: Am Westgiebel der Kirche gibt es massive Probleme. Feuchtigkeit ist über viele Jahre hinweg an der Schlagseite eingedrungen. "Nach innen hin sind schon Steine abgestürzt. Nach außen hin drohen sie abzustürzen. Aus diesem Grund ist der Haupteingang gesperrt. Das wird auch so bleiben, bis die anfallenden Arbeiten dort erledigt sind."
Momentan ist die Kirchenfabrik damit beschäftigt, einen weiteren Antrag bei der DG einzureichen. Die Arbeiten an der St.-Stephanus-Kirche werden also anhalten. Der Haupteingang bleibt vorerst geschlossen. Klar ist aber, dass die Glocken in diesem Jahr wieder läuten werden.
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Dogan Malicki
1 Million EUR. Das ist viel Geld, wenn man bedenkt, dass immer weniger Menschen Gottesdienste besuchen...