"Es war nicht einfach, sich hier als Zentrum zu etablieren. Es gab viele Anfeindungen von außen. Menschen haben damals komische Bilder gezeichnet und Dinge gesagt, die gar nicht gestimmt haben", sagt Véronique Wetzelaer zu den Anfängen des Asylbewerberzentrums Belle-Vue in Eupen. "Das musste man dann verarbeiten und danach einfach tatkräftig anpacken, aber das war nicht immer so einfach"
Vor 15 Jahren wurde das ehemalige Kurhotel am Eupener Eichenberg umfunktioniert. Seitdem ist das Aufnahmezentrum Belle-Vue ein Zufluchtsort für alle, die auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten. Véronique Wetzelaer war von Anfang an mit dabei. Lange Jahre war sie Direktorin des Zentrums und hat die oft tragischen Schicksale der Menschen hautnah miterlebt.
Manche Geschichten sind ihr besonders im Gedächtnis geblieben. So auch die eines Mannes, der über das Mittelmeer geflohen ist. "Das Boot ist auf dem Meer in Schwierigkeiten geraten. Sie haben die Küstenwache in Italien angerufen. Da hat keiner reagiert. Dann haben sie nochmal angerufen. Da ist wieder nichts passiert. Dann haben sie noch ein drittes Mal angerufen. Erst, als das Boot schon gesunken war, hat die Küstenwache eingegriffen."
"Der Mann hatte alles gefilmt und er sagte: 'Die Kinder waren als erstes weg, die haben wir nicht mehr gefunden ...' Man denkt natürlich jeden Tag ans Mittelmeer. Es sind 200 bis 300 Personen, die da jeden Monat ertrinken. Und wir als Europa schauen da einfach nur zu."
Lange hat sie Menschen dabei unterstützt, in Belgien Fuß zu fassen. Im Mai 2024 verabschiedete Véronique Wetzelaer sich dann in den wohlverdienten Ruhestand. Neue Direktorin des Belle-Vue ist Valeska Nix. Auch sie hat das Projekt Belle-Vue von Anfang an begleitet, zunächst als Mitarbeiterin, dann als stellvertretende Direktorin. "Sie hat mir das alles so langsam übergeben und wenn ich Fragen hatte, war sie immer da, um mir den Rücken zu stärken. Das war also wirklich eine reibungslose Übergabe. Jetzt bin ich auch schon eine ganze Weile in der Position und kann die neuen Herausforderungen gut meistern."
In ihrer Zeit beim Belle-Vue haben Véronique Wetzelaer und Valeska Nix sich aber nicht nur mit den Schicksalen Geflüchteter auseinandersetzen müssen, sondern auch mit Vorurteilen aus der Bevölkerung gegenüber Asylsuchenden. Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung seien wieder auf dem Vormarsch - das spüre auch das Team von Belle-Vue. "Ich bin bestimmt nicht der Anwalt jedes Ausländers auf der ganzen Welt. Aber hier bei uns sind Menschen, die Schutz suchen. Das muss ich anderen Menschen dann oft nochmal erklären."
Valeska Nix betont: "Das Belle-Vue ist vor allem ein offenes Zentrum. Nicht nur für die Menschen, die hier Zuflucht suchen. Sondern auch für alle, die einfach mal vorbeischauen und ins Gespräch kommen wollen. Ob Schule, Verein oder auch Privatperson, jeder ist willkommen, Belle-Vue zu besuchen und in den Dialog zu gehen." Ein passender Anlass dafür wäre zum Beispiel der 15. Geburtstag des Belle-Vue. Der wird im Mai ausgiebig gefeiert.
Um das Bewusstsein für Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu schärfen, wird das Zentrum Belle-Vue dieses Jahr auch eine Mitmachkampagne unter dem Titel "The other Duckling - Das andere Entlein" lancieren.
Lindsay Ahn
Der Artikel ist teilweise zu emotional.Ich persönlich habe kein Verständnis für Personen, die willentlich und wissentlich ihr Leben riskieren bei einer Mittelmeerüberfahrt in untauglichen Booten.Das ist fahrlässig und kriminell, besonders wenn Kinder und Jugendliche auch mitgenommen werden.
Das jetzige Asylsystem in Belgien und Europa ist pervers, menschenverachtend und fördert die Fremdenfeindlichkeit.Eine "Flucht" können sich nur die etwas wohlhabenderen leisten.Die wirklich Armen haben keine Chance.
Australien macht es richtig.Da akzeptiert man keine Anlandungen mit dem Boot.Die Insassen werden auf eine einsame Insel deportiert.Das schreckt ab und es sterben keine Menschen in untauglichen Booten.Da muss man Asyl im Ausland beantragen.So kommen nur die rein, die man für richtig erachtet.Das verhindert auch Fremdenfeindlichkeit.